INSPIRATION: Ein Unternehmen, das Großes leisten will, sollte nicht allzu kleinlich mit seiner Belegschaft sein. Der das sagt, hat ein Milliardenunternehmen geschaffen mit einer außergewöhnlichen Kultur. In Zeiten, in denen anderen Unternehmen die IT-Leute weglaufen oder die Schwergewichte wie Google und Co. ihnen sogar kündigen, ist die Fluktuation bei SAS „nahe null“. (Dieser Mann weiß, was Talente wollen).
Hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein. Der, von dem hier die Rede ist, heißt James Goodnight. Angeblich hat er seine Weisheiten durch die eigenen Erfahrungen gewonnen. Als er Mitarbeiter bei General Electric war, hat es ihn geärgert, dass man dort für einen Kaffee 10 Cent in einen Automaten werfen musste. Auch die Großraumbüros haben ihn genervt. Folglich gibt es in seinem Unternehmen den Kaffee gratis und jeder hat ein Recht auf ein Einzelbüro. Heute noch. Dazu gibt es den firmeneigenen Kindergarten, eine Privatschule und eine eigene Klinik auf dem Campus, die anderen Tech-Unternehmen als Vorbild dient.
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Tatsächlich hat er auch in schlechten Zeiten an dem Vorsatz festgehalten, niemanden zu entlassen. Die Verluste hätten die Eigentümer selbst getragen, erklärt er. Was bei einem geschätzten Vermögen von 11,1 Milliarden wohl zu verschmerzen wäre. Stellt sich die Frage: Kann er sich das erlauben, weil er so vermögend ist oder ist er so vermögend, weil er genau diese Art der Unternehmensführung gewählt hat? „Wenn du dich um deine Leute kümmerst, dann kümmern sie sich auch ums Unternehmen“, sagt er. Ein klassischer Patriarch: „… deine Leute …“
Ein Patriarch
Warum kann er sich solche Großzügigkeit leisten? Weil er eine Zweidrittelmehrheit hält und somit allein entscheiden kann. Das wäre anders, wenn er an die Börse gegangen wäre. Vermutlich wäre der dann zwar noch viel vermögender, aber an die Spielregeln gebunden. Die nun mal so funktionieren, dass der Kurs steigt, wenn Entlassungen angekündigt werden.
Nun könnte die Geschichte ja so weitergehen – wird sie aber nicht. Der Mann ist 80 Jahre alt und putzmunter, aber das wird nicht so bleiben. Dann braucht er einen Nachfolger, der so denkt wie er. Offenbar glaubt er selbst nicht daran, denn nun wird doch der Börsengang vorbereitet. Da sei eine Frage erlaubt (die der Interviewer nicht gestellt hat): Warum steckt Herr Goodnight seine Milliarden nicht ins Unternehmen, um es mit den notwendigen Finanzmitteln auszustatten? Da gehen vermutlich die Erben vor. Schade eigentlich, dann werden auch bei SAS die gleichen Spielregeln gelten wie in anderen Tech-Konzernen.