22. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Begründet Nein sagen

INSPIRATION: Wer zu allem ja sagt, der wird nicht nur ausgenutzt, sondern auch nicht sonderlich ernst genommen. Eine bittere Erkenntnis, aber die Konsequenz zu ziehen und häufiger nein zu sagen, fällt uns schwer. Die Erklärung: Von Kindheit an werden wir dazu erzogen, die Dinge zu tun, die andere von uns erwarten. Ablehnung wird nicht akzeptiert, wer zustimmt und folgt, wird belohnt und erntet dafür Anerkennung.

Die Botschaft: „Sag mal nein, wenn ich etwas von dir möchte. Das würde mir gefallen!“ ist ja auch paradox. Also wie und wann soll man das „Nein-Sagen“ lernen? Vielleicht mit dem Erwachsen werden – mit dem Auflehnen gegen die Eltern und die Autoritäten? Ist aber auch nicht so wirklich clever, denn kennen Sie Eltern, die sich freuen, wenn die Kinder nicht das machen, was sie von ihnen fordern?


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Vielleicht geht es über den Verstand, Stichwort „Gegenwartspräferenz“, wie wir in der Wirtschaftswoche lernen (Sinnvolles Veto). Gemeint ist, dass wir zwar ahnen, welchen Aufwand wir auf uns nehmen, wenn wir zu noch einem Projekt, noch einer weiteren Aufgabe ja sagen, aber lieber den direkten Konflikt meiden und damit die Konsequenzen in die Zukunft verschieben. Das Dilemma wird vertagt – und später bereut.

Wie immer bei derartigen Dilemmata gibt es zwei Ansatzpunkte, etwas zu ändern. Zum einen bei der Organisation. Unternehmen, die möchten, dass Mitarbeiter widersprechen – sei es bei Entscheidungen, die sie nicht mittragen oder bei Aufgaben, mit denen sie nicht einverstanden sind – können durchaus den Widerspruch wahrscheinlicher machen. So kann man in Meetings die Regel aufstellen, dass der Ranghöchste immer als letzter spricht, damit nicht alle seiner Meinung folgen, wenn er sie gleich am Anfang äußert. So etwas soll es beim Energieversorger Innogy geben.

Ich habe allerdings schon Führungskräfte erlebt, die genüsslich erst die anderen haben reden lassen und dann am Ende alle Argumente vom Tisch gewischt haben. Mit der Konsequenz, dass die Mitarbeiter schnell herausfanden, welche Meinung gewünscht war und welche nicht. Aber man kann nicht alles ausschließen.

Bei McKinsey gibt es die „Pflicht zum Widerspruch“ (Widerspruch ist Pflicht), wobei das gerade von den jüngeren und rangniedrigsten Personen im Raum gefordert wird. Man kann Widerspruch in der Tat zum Teil der Unternehmenskultur machen. Fragt sich nur, ob das auch dann gilt, wenn man eine Aufgabe übertragen bekommt…

Zum anderen kann jeder bei sich selbst ansetzen. Experimente zeigen, dass es hilft, wenn man seinen Standpunkt vor der konkreten Situation klar formuliert. Wenn Sie also jemand sind, der Gefahr läuft, bei allen Anliegen zu schnell ja zu sagen, dann sollten Sie sich ganz bewusst vornehmen und vorsagen: „Ich übernehme diesen Monat keine weiteren Aufgaben!“ Schon das kann das nein erleichtern.

Ich hätte da noch einen weiteren Tipp, den ich schon vor Jahren in die Ideenfabrik gestellt habe: Wenn Sie den Eindruck haben, dass ein Nein nur mit viel Ärger möglich ist, dann nehmen Sie den Auftrag zwar an, aber erklären deutlich, dass Sie das für einen Fehler halten und letztlich einer Anweisung folgen. Sie werden sich wundern, was passiert…

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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