INSPIRATION: Sachen gibt es. Da entsendet die amerikanische Regierung einen Herrn, der sich Monitor nennt, in die Zentrale von VW, um das Unternehmen von dem „verdorbenen System“ zu befreien. Wie soll das gehen?
Da staune ich in der Tat. Der VW-Monitor soll sich den Ruf eines scharfen Kontrolleurs erworben haben (Alles eine Frage des Führungsstils) und soll darauf hinarbeiten, dass „ein effizientes und leistungsfähiges Compliance- und Ethik-System“ aufgebaut wird. Dass in den USA Regierungsvertreter in Unternehmen geschickt werden, um diesen zu helfen, sich gesetzeskonform zu verhalten, ist schon etwas ungewöhnlich, oder?
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Der Monitor erklärt im Interview, dass vor seiner Ankunft schon eine Menge geschehen sei – z.B. einige Mitarbeiter entlassen wurden, ein Code of Conduct wurde verfasst und ein Integritätsprogramm aufgelegt wurde – „und das alles wird permanent von Mitarbeiterschulungen begleitet“. Er habe noch mehr gefunden, was es zu verbessern gilt, aber was, das verrät er hier nicht.
Ungewöhnliche Dinge
Drei Dinge klingen auch noch ungewöhnlich: Zum einen, dass er zweimal von einer „verdorbenen Kultur“ (wenn auch bei „einigen Mitarbeitern“) spricht. Was mag der englische Begriff gewesen sein: rotten? Klingt echt hart.
Zum zweiten: Er möchte herausfinden, wie dieses verdorbene System so lange überhaupt hat funktionieren können, ohne aufzufliegen. Das ist in der Tat spannend, oder? Man denkt doch als Außenstehender, dass Betrügereien im größeren Stil an irgendeiner Ecke immer durchsickern müssen – wie hat man das so lange unter der Decke halten können.
Zum dritten: Warum hat man überhaupt geschummelt, fragt sich der Monitor? Betriebswirtschaftlich hätte gar keine Not bestanden, das Unternehmen war erfolgreich. Wobei der Monitor Zweifel hat, ob er diese Frage wird je beantworten können.
Dass der Wandel zu einer anderen Kultur eine Frage des Führungsstils ist, wundert jetzt nicht wirklich. Schulungen werden sicher nicht den entscheidenden Faktor darstellen, aber das ist typisch amerikanisch. Dabei stehen die Chancen in der Belegschaft nicht schlecht. Diese nämlich ist nach wie vor stolz auf ihr Unternehmen und ihre Produkte – was der Amerikaner sehr bemerkenswert findet. Wie schade wäre es, diese Identifikation nachhaltig zu schädigen.
Zumal so eine Kulturänderung gar nicht so schwer ist. Einen Tag später erschien ein Beitrag zu dem Interview (Der Fisch stinkt vom Kopf), worin Experten zu Wort kommen mit dem Tenor: Das Management müsste gar nicht großartig eine „Kultur“ ändern, sondern lediglich dem Bild des ehrbaren Kaufmanns folgen und endsprechend handeln.
Was folgt daraus? Dass das derzeitige Management genau das offensichtlich nicht wirklich macht – oder es nicht schafft, das zu transportieren. Beides bitter …