INSPIRATION: Ist künstliche Intelligenz intelligenter als wir Menschen? Definiert als „Maß dafür, Probleme effizient zu lösen“, dürfte KI den Menschen darin deutlich übertreffen, sagt Henning Beck im Harvard Business Manager. Aber wundert uns das wirklich? Menschen entwickeln Technologien, die ihnen Arbeit abnehmen sollen, und dann sollen diese nicht besser sein als wir? Ein Traktor zieht mehr als ein Mensch, ein Auto fährt schneller als ein Mensch läuft, ein Flugzeug fliegt – was der Mensch gar nicht kann. Und eine Software rechnet schneller, spielt besser Schach, erkennt Muster eher, übersetzt inzwischen zügiger als jeder Übersetzer – warum also immer wieder die gleiche Frage, ob KI uns eines Tages ersetzen kann?
Natürlich kann sie das – an vielen Stellen zumindest. Auch an Stellen, an die wir vermutlich bisher nicht gedacht haben. Aber hat früher jemand damit gerechnet, dass wir durch’s Weltall fliegen? Wir verweigern uns also dem Gedanken, dass KI Bilder malt, Musik komponiert, Bücher schreibt, Spiele entwickelt, Filme dreht, Nachrichten erstellt. Und doch wird genau das geschehen. Oder geschieht schon. Genauso, wie Roboter bereits etliche Tätigkeiten bewältigen können, für die bisher Menschen mit Händen, Füßen, Augen und Ohren benötigt wurden.
Anzeige:
Machen Sie Ihr Unternehmen zukunftssicherer: Lesen Sie "Bright Future Business", das neue Buch von Prof. Dr. Pero Mićić. Erfahren Sie, welche acht Eigenschaften ein zukunftssicheres Unternehmen ausmachen und wie man sie als Masterplan für die Entwicklung des eigenen Unternehmens wie auch als Checkliste für Investments nutzt. Zum Buch...
Weiter denken
Also werden viele Menschen im Sinne von „Arbeitskräften“ in Zukunft ersetzt – keine große Neuigkeit. Hennig Beck (Weder Untergang noch Offenbarung) geht ein ganzes Stück weiter: Nicht nur was Tätigkeiten betrifft, sondern auch was persönliche Beziehungen betrifft. Schon bald wird es z.B. keine Influencer mehr geben, die lassen sich problemlos durch Avatare ersetzen. Und dann werden wir Freundschaften mit Bots schließen und ihnen genauso vertrauen wie echten Personen. Ja sogar uns mit ihnen identifizieren. Klar, warum auch nicht? Wir haben uns früher auch mit Winnetou identifiziert. Oder Generationen später mit Harry Potter. Zwei Kunstfiguren, ob sie nun von realen Schauspielern dargestellt oder KI-generierte Typen sind – wo ist der Unterschied?
Kein Grund für Hype oder Panik, sagt Beck. Nur für Neugier. Und er rät dazu, vom Ende her zu denken, also: „Was ist unser Problem, und mit welchem Ansatz können wir es lösen? Brauchen wir dafür KI oder nicht?“ Heute gehen offenbar viele anders herum vor: Sie nehmen KI in die Hand und suchen hierfür passende Probleme. Es soll sogar Zahnbürsten geben, die mit KI ausgestattet sind. Erinnert mich an die Vision der intelligenten Kühlschränke.
Vom Ende her denken
Und was ist mit der Sorge vor dem Verlust von Arbeitsplätzen? Es ist wie so oft bei neuer Technik: Sie führt nicht dazu, dass es dauerhaft weniger Jobs gibt. Denn „wir bewegen uns ständig am Limit dessen, was wir leisten können.“ So sind wir Menschen, und so viel neue Technologien an Arbeit uns auch abgenommen haben – wir finden neue Herausforderungen, die wir bewältigen wollen. Da muss man nur mal bei sich selbst schauen: Um wie viel entspannter ist denn unser Leben geworden, seitdem wir für ein Bahnticket nicht mehr am Schalter anstehen müssen, sondern es in wenigen Minuten im Netz erwerben können? Es mag uns so vorkommen, als ob wir Zeit gewonnen haben – aber wir füllen sie sofort wieder mit anderen Dingen.
Und was ist mit der Sorge, dass wir uns irgendwann ganz überflüssig machen könnten? Wir als Menschheit? Eher Stoff für Science-Fiction-Filme, finde ich. Aber wer die Antwort auf die Frage nach dem entscheidenden Unterschied sucht: Es sind nicht die Emotionen, behauptet Beck. Die kann KI auch lesen und nachbauen. Es ist die Absicht, der Wille. KI ist reaktiv, wir Menschen aber haben Ziele. Und sind damit jeder KI immer weit voraus. Nun denn …