20. November 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Aus der schlechten eine gute Idee machen

PRAXIS: Sind Sie offen für die Ideen anderer? Sicher, solange diese einigermaßen plausibel sind. Aber wenn wir uns sicher sind, dass unser eigener Ansatz der bessere ist, tun wir die Ideen anderer als unsinnig oder zumindest ungeeignet ab. Dabei wissen wir genau, dass in jeder Idee ein Lösungsansatz steckt, nur sind wir dafür selten wirklich offen.

Eine Gruppenübung, die diesen Effekt erlebbar macht, geht wie folgt: Der Moderator teilt die Gruppe in zwei Hälften und verteilt unter den Teilnehmern grüne und rote Karten. Auf den grünen sollen sie dann jeweils die beste Idee zu einem Thema detailliert beschreiben, auf der roten Karte die schlechteste, die ihnen einfällt. Also zum Beispiel: „Was ist die schlechteste Restaurant-Idee, die Ihnen in den Sinn kommt? Was ist die beste?“

Dann sammelt er die Karten ein, räumt die grünen Karten beiseite und verteilt die roten wieder an die Teilnehmer – und zwar jeweils an die andere Hälfte, so dass niemand seine eigene Karte bekommt. Dann lautet die Aufgabe: „Machen Sie aus der schlechten Idee eine gute!“.

Auf diese Weise muss sich jeder von seiner guten Idee lösen und sich ganz auf diejenige eines anderen einlassen, egal, wie schlecht diese erscheint. Um dann das Gute in ihr zu finden.

Transfer

Lässt sich etwas Ähnliches auch im Alltag einsetzen? Ich denke schon. Man könnte in einem Meeting die eingebrachten Vorschläge auflisten und in einer erste Runde bewerten lassen. Diejenigen, die am schlechtesten wegkommen, werden wieder in den Ring geworfen und dann hat die Gruppe die Aufgabe, hieraus das Beste herauszuholen.

Ich stelle mir vor, dass es dabei einige Widerstände zu überwinden gibt. Es müssen ja nicht unbedingt geniale neue Ideen entstehen, aber vielleicht finden sich neue Aspekte, die bei der Ablehnung einer Idee überhaupt nicht berücksichtigt werden. Diese Aspekte könnten dann eingearbeitet werden, was den schönen Effekt hätte, dass die Ideengeber zum Gesamtergebnis beitragen und dadurch Wertschätzung erfahren.

(Nach: Frederik Pferdt – Hast du Zukunftsgeist? S. 49)

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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Ein Gedanke zu „Aus der schlechten eine gute Idee machen

  1. Hallo Johannes,
    mich erinnert Deine Übung sehr an die Kopfstandmethode aus der Kreativitätslehre, bei der man die Fragestellung ja bewusst ins Negative dreht (Zum Beispiel: Wie können wir dieses Projekt garantiert scheitern lassen) und aus diesen schlechten Ideen anschließend wieder positive Lösungen ableitet. In deinem Setting übernehmen die roten Karten genau diese Rolle, nur dass es sich um echte Vorschläge von Teilnehmenden handelt.

    Spannend finde ich gerade den Punkt, den du ansprichst, dass dabei einige Widerstände zu überwinden sind.
    Ich erlebe in Tagesseminaren oft, dass es hilft, zu Beginn des Tages eine spielerische Kopfstandrunde zu machen, bei der noch niemand seine „eigene“ Idee verteidigen muss, um dann im zweiten Schritt (meistens am Nachmittag) bei einer Übung zur Ideensammlung mit den realen, zunächst abgelehnten Vorschlägen zu arbeiten, ähnlich, wie du es beschreibst. Dann bleibt der wertschätzende Blick auf die vermeintlich schlechten Ideen leichter erhalten und es wird sichtbar, wie viel Potenzial selbst in den roten Karten steckt.

    Liebe Grüße,
    Ulli

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