PRAXIS: Manchmal ist es einfach ein glücklicher Zufall, der einer Idee zum Erfolg verhilft. Solche „Zufallserfindungen“ kennt man, ebenso die Versuche uns zu erklären, wie man solchen Zufällen auf die Sprünge verhilft (Erfolg durch Zufall?). Ist schon irgendwie verständlich. Tatsächlich muss letztlich jeder erfolgreiche Mensch sich eingestehen, dass es an entscheidender Stelle das Glück war, das ihm zur Seite gestanden hat (Erfolgsfaktor Zufall).
Wo aber setzt man an, wenn man die Wahrscheinlichkeit erhöhen will, dass sich das Glück meldet? Wie immer: Am Menschen oder am Umfeld. Beim Menschen wiederum gibt es zwei Möglichkeiten: An der Persönlichkeit oder am Verhalten. Ersteres würde bedeuten, dass es Menschen gibt, denen sich das Glück eher zuwendet. Warum? Weil es so etwas wie ein Serendipitäts-Mindset gibt. Echt jetzt? Wie soll das aussehen?
Das Glück liegt auf der Straße
Da ist von einem Experiment die Rede, bei dem man Menschen bat, eine Straße hinunter zu gehen, in einem Café einen Kaffee zu trinken und sich anschließend interviewen zu lassen. Dabei wurden sie von versteckten Kameras beobachtet. Auf der Straße lag ein Geldschein, im Café saß neben der Theke ein erfolgreicher Geschäftsmann. Die Menschen mit Seredipitäts-Mindset fanden den Geldschein, fingen ein Gespräch mit dem Geschäftsmann an und erzählten anschließend von einem erfolgreichen Tag. Die ohne das entsprechende Mindset fanden den Geldschein nicht und sprachen auch nicht mit dem Geschäftsmann. Sie fanden den Tag normal, es sei nichts passiert (Wer zu viel anweist und auf alles Antworten parat hat, gibt dem Zufall wenig Chance). Wenn das stimmt, dann muss man wohl nach den entsprechenden Persönlichkeiten bei der Einstellung suchen. Dann winkt auch im Unternehmen der glücksbringende Zufall.
Man könnte auch am Verhalten arbeiten. Durch Trainings, in denen man am Mindset schraubt? Wäre vielleicht ein Produkt für Trainer, die noch auf der Suche nach einer Nische sind. Schlauer finde ich den Tipp, ein wenig an den Abläufen in der Organisation zu drehen. Zum Beispiel könnten sich Team regelmäßig fragen: „Was hat uns in der letzten Zeit überrascht?“ (Lasst euch überraschen!) Dann könnten Dinge, die eigentlich stören, zu unerwarteten Erfolgsgeschichten werden. So wie die Geschichte, dass beim chinesischen Waschmaschinenhersteller Haier die Klagen über Schmutz in den Maschinen dazu führte, dass man sich den Umgang der Kunden mit ihnen anschaute. Und feststellte, dass sie tatsächlich Kartoffeln darin wuschen. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte – die Kartoffelwaschmaschine wurde geboren.
Zwei weitere Fragen, um dem Zufall den Weg zu ebnen: „Was riskieren wir, wenn wir das machen?“ und „Was riskieren wir, wenn wir das nicht machen?“ Einfach in den Raum stellen, wenn mal wieder ein schräger Vorschlag geäußert wird.
Womit wir beim Umfeld sind. Organisationen, in denen alles streng nach Plan läuft und der Glaube vorherrscht, dass alles steuerbar ist, werden solche Gelegenheiten eher als Störung ansehen. Die Klagen über den Schmutz in der Maschine als Folge unsachgemäßer Behandlung abgetan. Also ungewöhnliche Ideen und Abweichungen nicht als lästig ansehen, sondern als Chance begreifen. Indem man z.B. die genannten Fragen stellt. So einfach ist das mit dem Zufall …