PRAXIS: Wenn andere nicht unsere Meinung teilen, halten wir das nur schwer aus. Viel zu oft denken wir in Richtig oder Falsch, in Schwarz oder Weiß. Wie gut täte es unserer Entwicklung, wenn wir die Welt aus vielen Standpunkten betrachteten. Statt also sogleich gegen zu halten, wenn jemand eine uns zunächst unverständliche Haltung einnimmt, rät Boris Gundl (Disruption im Kopf), „Unbekanntes erst einmal mental zwischen zu parken und die dazugehörige innere Unsicherheit auszuhalten.“
Noch ein schöner Ansatz: Wenn ich eine bestimmte Sicht einer Sache vertrete, ein anderer aber eine andere, wäre es nicht klug, sich für die „goldene Mitte“ zu entscheiden?
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Voraussetzung, um nicht in seinem Denken gefangen zu bleiben, ist das Bemühen, die unterschiedlichen Aspekte eines Sachverhaltes überhaupt erst einmal zu verstehen. Mit anderen Worten: Dem anderen zuhören und Fragen stellen (im Gespräch zu einem Anteil von 75%) und nur kurze eigene Statements abzugeben (25% Anteil). Oh, wie schwer ist das denn…
Diese kleine Übung hilft, den Perspektivenwechsel direkt erlebbar zu machen. In der Mitte des Raumes steht eine Flasche mit Wasser und daneben ein Glas. Jeder beschreibt, was er sieht. Für den einen steht das Glas links von der Flasche, für den anderen rechts. Für den nächsten steht es davor, für den anderen dahinter. Wenn es klein ist, sieht vielleicht jemand auch nur eine Flasche.
Erkenntnis: Entscheidend ist nicht, was wir sehen, entscheidend ist, von wo wir auf etwas blicken – also unser Standpunkt.
Eine interessante Ergänzung der Übung führt zu der Erkenntnis, dass für eine brauchbare Aussage die Qualität der Fragestellung entscheidend ist. Diese Frage z.B. führt zu sehr konkreten Hinweisen: „Welches ist die beste Position für einen Linkshänder, damit er mit möglichst wenig Aufwand Wasser von der Flasche ins Glas schütten kann?“ Findige Trainer werden sicherlich noch weitere Fragen erfinden, die wiederum zu ganz anderen Erkenntnissen führen. Oder noch besser: Lassen Sie die Teilnehmer sich kluge Fragen ausdenken.
(Nach: Martin Pichler – Disruption im Kopf, wirtschaft + weiterbildlung S.21, nach Boris Gundl: Verstehen heißt nicht, einverstanden sein, Econ 2017)