24. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Ein altes Missverständnis

INSPIRATION: Ein interessantes Interview mit Lars Vollmer in der managerSeminare („Führung braucht keine Führungskräfte„) zur Frage aller Fragen: Wie sieht ideale Führung aus? Und benötigt man dazu überhaupt Führungskräfte? Die Antwort auf die zweite Frage lautet: Nein. Es gibt Gruppen, die sich komplett selbst organisieren, ohne dass es Ämter und Posten gibt. Zum Beispiel das Orpheus Chambers Orchester aus New York. Alle Rollen und Aufgaben werden unter allen aufgeteilt und bei Bedarf neu verteilt.

Nun ja, wird da jeder sagen, Ausnahmen bestätigen die Regel. Dennoch: Wenn es dort funktioniert, dann beweist es doch nur, dass es geht, oder? Ist damit Führung überflüssig? Nein, sagt Vollmer, und liegt damit auf der Linie mit vielen anderen, die darauf pochen, dass Führung in unsicheren Zeiten sogar noch wichtiger wird. Was ich dann immer vermisse ist eine Definition dessen, was man dabei unter Führung versteht.


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Bei Vollmer wird es ein wenig klarer. Nach dem alten Denken war und ist Führung eine euphemistische Umettiketiertung von „Steuerung„. Indem Führungskräfte Anweisungen erteilen, Regeln aufstellen, Prozesse kontrollieren und überwachen, steuern sie die Organisation wie eine Maschine. So eine Steuerung funktioniert, wenn es um Standardprobleme und Standardlösungen geht. Aber genau das reicht heute nicht mehr.

Was dann? Vollmer erläutert das an einem Beispiel: Ein Problem tritt auf, die Gruppe diskutiert verschiedene Lösungen, schließlich stürzen sich alle auf einen Weg, einigen sich darauf und marschieren los. Hier hat angeblich Führung stattgefunden – und das ohne Führungskraft. Alle folgen der Idee, dieser Einigungsprozess findet auf einer informellen Ebene statt wie so viele Prozesse in Unternehmen – und das trotz formaler Organigramme mit ganz vielen „Steuerleuten“.

Viel klüger bin ich immer noch nicht. Führung ist also das, was passiert, wenn Menschen sich zusammentun, ausgehend von einem Problem sich auf einen Lösungsweg einigen und diesen dann umsetzen. All das ohne feste Zuständigkeiten. Niemand führt, Führung geschieht. Man folgt einer Idee, nicht einer Führungskraft. Beziehungsweise situationsabhängig dem Ideengeber oder demjenigen, der sich bereit erklärt, die Umsetzung zu koordinieren.

Könnte man dann nicht auf den Begriff „Führung“ verzichten? Vollmer macht zurecht klar, dass es völlig sinnlos ist, nach der idealen Führung zu fragen – und damit auch nach der idealen Führungskraft. Aber wenn wir weiterhin hartnäckig am Begriff „Führung“ festhalten, dann werden wir auch weiter nach guter, besserer und idealer Führung suchen – und das bis in alle Ewigkeit.

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