7. September 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Glückliche Gesichter

REZENSION: Bodo Janssen: Die stille Revolution: Führen mit Sinn und Menschlichkeit. Ariston 2016

Die Geschichte des Unternehmers Bodo Jansen liest sich leicht, ist spannend und gleichzeitig auch lehrreich. Bodo Jansen startet seine Unternehmerlaufbahn klassisch aus einer managementorientierten „ZDF“-Haltung (Zahlen, Daten, Fakten). Trotz wachsender Umsätze grassiert in seinem Hotel-Unternehmen jedoch die Unzufriedenheit. Eine Mitarbeiterbefragung bringt die harte Wirklichkeit ans Licht und Jansen kann nicht umhin sich einzugestehen, dass er als Chef versagt hat. Eine bittere Erkenntnis, die der junge Unternehmer aber nicht wegschiebt, sondern er stellt sich der Situation.

Er geht in sich… und ins Kloster zu Anselm Grün. Dort lernt vor allem: „Führung ist Selbstführung und Dienstleistung“ Die Erkenntnisse aus bereits dem ersten Seminar verändern einiges. Jansen krempelt den Führungsstil in den eigenen Häusern um, redet mit seinen Mitarbeitern und hört ihnen zu. Er bietet selbst Inhouse-Seminare im Stil und Sinne Anselm Grüns an. Seine Vision: Eines Tages schaut er in glückliche Gesichter. Im Unternehmen wird ein Werte-Baum entwickelt, an dessen Entwicklung alle gleichermaßen beteiligt werden. Die Stimmung dreht sich.

Jansen legt nach und regt das soziale Engagement seiner Mitarbeiter an. Ein Schulprojekt in Ruanda macht den Anfang, später dann sollen und können sich die Belegschaften der verschiedenen Hotels für regionale soziale Projekt engagieren, dafür gibt Jansen seinen Mitarbeitern sogar einen zusätzlichen Tag frei. Innerhalb weniger Jahre wird seine norddeutsche Hotelkette mit Namen „Upstalsboom“ zum gefragten und auch prämierten Arbeitgeber. Die anfänglich hohe Fluktuation und die hohen Krankenstände sind deutlich gefallen und es wollen Menschen wieder für das Unternehmen Upstalsboom arbeiten.

Jansen initiiert weitere Projekte, wie die Besteigung des Kilimandscharo durch eine Gruppe von Auszubildenden, damit auch die jüngsten im Unternehmen ihre Möglichkeiten und Grenzen austesten können. Bei all diesen Aktivitäten steigt der Umsatz beträchtlich. Jansen ist mittlerweile als Unternehmer bekannt und Gast in Talkshows und immer wieder Gegenstand von Presseberichten.

Mit dem Buch liegt die Geschichte nun im Stil einer gut komponierten Biografie vor. Jansen erzählt offen und unverblümt über seine Studentenjahre, die er vor allem in den Bars der Reeperbahn verbrachte. Mit 24 Jahren wird er entführt und sieben Tage lang täglich mit der Waffe am Kopf mit dem Tode bedroht. Nach der gewaltsamen Befreiung geht es erstmal noch weiter wie bisher.

Jansen Stil ist glaubwürdig und authentisch. Nicht immer kennt er die Antworten auf seine Fragen schon, das bringt ihm Sympathie und Respekt seiner Mitarbeiter ein. Mit seiner „Stillen Revolution“ reiht sich Jansen in die Gruppe der ungewöhnlichen Unternehmerpersönlichkeiten ein, der nicht nur versucht, einen Beitrag zu einer besseren Arbeitswelt zu bringen, sondern tatsächlich eine Vision verfolgt, für sich persönlich und für seine Mitarbeiter. Zwar kann auch Jansen die Hotelwelt nicht soweit verändern, dass doch keine monotone und körperlich schwere Arbeit mehr zu leisten ist. Allerdings können sich alle Mitarbeiter, ob Spüler, Zimmerfrau oder Hoteldirektor, offen mitteilen, sich entwickeln und mitwirken. Wer sich also für die Geschichte einer konsequenten Umsetzung einer menschenorientierten Unternehmervision interessiert und Anregungen und Ermutigung sucht, wird mit dem Buch sehr zufrieden sein.

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