INSPIRATION: Die Brand eins hat dem Thema ein ganzes Heft gewidmet: Gleichberechtigung. Wir bekommen viele Zahlen präsentiert, eine Menge Gründe, warum die Welt (der Wirtschaft) nach wie vor Männer dominiert ist und wenige Beispiele, die für eine Veränderung stehen.
Ich lass die Zahlen hier mal weg, sie sprechen nach wie vor eine deutliche Sprache: Auch wenn inzwischen mehr Väter in Elternzeit gehen (Der Störfall), so bleibt nach wie vor die Mutter zu Hause, wenn es die Familie erfordert, zum Beispiel, wenn das Kind krank ist. Nach wie vor arbeiten eher Frauen in Teilzeit (böser Begriff: Teilzeit-Hoppel) und werden entsprechend bei Beförderungen übergangen.
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Und je höher man in der Hierarchie schaut, desto seltener werden weibliche Führungskräfte. Alles bekannt. Also wo liegen Lösungsansätze? Vor allem in den Arbeitszeiten. Wenn es normal ist, dass man 40 Stunden pro Woche und noch jede Menge Überstunden leistet, wird sich hier wenig ändern. Denn das ist mit einem Familienleben nicht vereinbar. Darauf haben Unternehmen schon mal einen Einfluss, ebenso auf die Führungskräfte. Die nämlich könnten als Vorbildert dienen, aber in der Regel leben sie das Gegenteil vor. Sie gehen eben nicht nach Hause, wenn der Kindergarten zu Ende ist. Das Signal ist dann klar…
Auch in der Organisation könnte man mit schlichten Mitteln gegensteuern. Wie wäre es damit, nach 16.00 Uhr keine Meetings mehr anzusetzen? In Schweden soll das in vielen Firmen schon üblich sein (Vom Norden lernen…). In den skandinavischen Ländern ist man ohnehin weiter, da gibt mehr Kindertagesstättenplätze, Quoten für weibliche Aufsichtsräte und Elternzeitregelungen, die den Vätern und Müttern großzügig Ersatz für den Einkommensverlust in der Elternzeit gewährt. Allerdings hat sich auch dort das traditionelle Rollenverständnis noch lange nicht in Luft aufgelöst.
Womit wir wohl bei der Hauptursache sind: Der Beitrag über Gründerinnen macht deutlich, wie stark die traditionellen Rollenbilder sind (Und was sagt Ihr Mann dazu?). Nach wie vor gründen Frauen seltener ein Unternehmen, und wenn sie nach Kapital fragen, müssen sie höhere Zinsen zahlen – Frauen werden von den Kreditgebern unter- und Männer überschätzt. Vermutlich auch deshalb, weil den gründungswilligen Frauen in der Regel Männer gegenübersitzen. Und die stellen tatsächlich auch mal Fragen wie „Was sagt denn Ihr Mann dazu?“
Apropos Unternehmerinnen: Auch hier gibt es eine ähnliche Ursache wie bei der Teilzeit: Es fehlt an Vorbildern. Töchter von Unternehmereltern trauen sich häufiger – aber woher sollen die Vorbilder kommen? Ein Teufelskreis.
Es ist kompliziert, ohne Frage. Männer verzichten ungern auf die Karriere, aber warum sollten sie auch, wenn ihre Partnerinnen weniger verdienen? Aber warum verdienen sie weniger? Grundsätzlich gibt es wohl immer noch Gehaltsunterschiede bei gleicher Tätigkeit. Aber Frauen arbeiten auch häufiger in sozialen Berufen, die von vornherein schlechter bezahlt werden. Und wenn sie dann wegen der Familie auf Teilzeit gehen, sinkt ihr Einkommen weiter, das holen sie auch kaum noch auf, wenn sie wieder einsteigen.
Es gibt Unternehmen wie Mestemacher (Die kriegen das gebacken), die den Kulturwandel geschafft haben. Hier bedeutet ein Kind keinen Karriereknick, man hält den Kontakt zu den Eltern, findet das passende Arbeitszeitmodell, und dort ist „nicht nur das Marketing fest in weiblicher Hand„. Spannende Frage: Was hat das Unternehmen davon?
Die Chefin, die auch Professorin ist und zum Thema „Unternehmerinnen“ forscht, erklärt, dass es keinerlei Belege dafür gibt, dass Vielfalt sich auf das Geschäftsergebnis auswirkt. Aber für ihr Unternehmen steht fest, dass die Kultur die Firma höchst attraktiv für Bewerber macht – soll heißen: Auch wenn man nicht belegen kann, dass die gemischte Belegschaft zu einem besseren Betriebsergebnis führt, so locken Unternehmen, die sich um Väter und Mütter kümmern, Bewerber an, die man ohne diese Kultur eher nicht bekommt. Und vor allem: Es bindet die Mitarbeiter, die Fluktuation liegt deutlich unter dem Schnitt der Branche. Wenn das allein nicht schon Grund genug ist.