PRAXIS: Ein Vorgehen im Coaching, das sicherlich mehr ist als ein Tool, auch wenn es hier so bezeichnet wird. Die Idee ist, den Klienten zu bitten, den Satzanfang „Ich bin …“ fortzusetzen. Mehr nicht. Klingt einfach, birgt aber eine ganze Menge „Zündstoff“. Ralf Gasche beschreibt das Vorgehen im Coaching-Magazin („Ich bin …“) als eine Möglichkeit, gleich zu Beginn eines Coachings „zur Anregung der Innenschau und Selbstreflexion“, aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt im Coaching.
Zur Anwendung kommt das Vorgehen, wenn der Klient seine eigene Selbstwirksamkeit nicht erfasst oder sie bezweifelt, unsicher ist, es ihm schwerfällt, Prioritäten zu setzen, seine Ziele aus dem Blick verloren hat u.ä. Das Ziel ist, dass er sich selbst besser kennenlernt und letztlich sich annehmen kann wie er ist.
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Der Ablauf ist denkbar einfach: Auf einem Flipchart steht der Satzanfang, darunter 20 Zeilen, die es gilt zu füllen. Der Klient wird gebeten, alles zu notieren, was ihm zu der Formulierung einfällt. Was passiert, beschreibt Gasche als „fast magisch“. Innerhalb von Sekunden wird sichtbar, dass der Klient unbewusst eine bestimmte Perspektive auf sich selbst einnimmt, in welchen Lebenswirklichkeiten er zur Zeit denkt, fühlt und handelt.
Inhaltlich werden hier oft Rollen aufgeführt (Manager, Mutter, Ehemann, Führungskraft, Vorstand etc.), diese sollte der Klient einzeln auflisten. Durch einfühlsames Nachfragen hilft der Coach, weitere Aspekte aufzuspüren. Während der Klient denkt, beobachtet der Coach sorgfältig Körpersprache, Mimik und Ausstrahlung und hat damit viel Material für anschließende Rückmeldungen: „Während Sie von der Rolle X erzählten, strahlten Sie …“. – „Als Sie von Y erzählten, wirkte es, als wiche die Energie aus Ihnen …“.
Beobachten und Nachfragen
Mit bekannten Coaching-Fragen hilft der Coach im weiteren Prozess zu weiteren Reflexion und – im besten Fall – zu neuen Erkenntnissen. Die wichtigste lautet „Was noch?“ – mit anschließender Pause, in der man dem Klient Zeit lässt. Weitere Fragen können sein:
- Was fällt Ihnen bei der Liste auf?
- Vermissen Sie noch etwas?
- Was steht bewusst nicht auf Ihrer Liste?
- Was lässt Sie denken, dass X eine Schwäche ist?
- Ist das Bild von Ihnen komplett, so wie es dort beschrieben ist?
- Würden Menschen, die Sie kennen, anhand dieser Liste erkennen?
- Was würde Ihr Partner/Ihre Partnerin zu dieser Liste sagen? Was würde passieren, wenn ich ihnen diese Liste zeige? Was würden sie ergänzen?
- Bezogen auf Ihr Ziel: Was aus der Liste könnte besonders hilfreich sein, das Ziel zu erreichen? Was eher hinderlich?
- Was fehlt noch auf der Liste, um Sie Ihrem Ziel näher zu bringen?
- Angenommen, Sie hätten Ihr Ziel schon erreicht – inwiefern war rückblickend diese Liste bei der Erreichnung hilfreich?