KRITIK: Warum scheitern Fusionen so häufig? Lediglich ein Drittel sind erfolgreich. Offensichtlich, weil die führenden Protagonisten zumeist Ökonomen sind, die unzureichende Vorstellungen vom Wesen einer Fusion haben.
Die Autoren (Mit Sicherheit zu etwas Neuem) treibt die Frage um, ob das Konzept Psychologische Sicherheit bei der sogenannten Post-Merger-Integration (PMI) relevant ist. Zu diesem Zweck führt der Erstautor (Masterarbeit) eine qualitative Befragung von acht Personen durch. Für den Ökonomen gehört Psychologische Sicherheit zu den sogenannten „weichen Faktoren“. Diese werden den sogenannten „harten Faktoren“ (ZDF – Zahlen, Daten, Fakten) gegenübergestellt.
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Mit diesem Dualismus (= Kardinalfehler) nimmt das Elend dann seinen Lauf. Denn diese Unterteilung ist abwertend und unsinnig (Taschenspielertricks). Befragt man aber nun eine Stichprobe, die offensichtlich aus dem Ökonomiemilieu stammt, bekommt man natürlich seine Vorurteile bestätigt. Sie kennt das Konzept der Psychologischen Sicherheit nicht. Aber, so schlussfolgert der Erstautor messerscharf, finden sich etliche Elemente daraus implizit in ihrer Praxis wieder. – Und da freut er sich.
Hobbypsychologische Vorstellungen
Das Elend wird dadurch allerdings nicht gemildert, sondern verschärft sich zusehends. Denn zum Vorschein kommt nun das ganze hobbypsychologische Denken und Handeln der Befragten: Führung solle sensibel sein, die Unternehmenskultur zu verändern, brauche Zeit, und selbstredend bräuchte man eine emotional ansprechende Vision.
Jenseits dieser Plattitüden werden dann Glaubenssätze der Marke „wishful thinking“ gedroschen, dass man sich köstlich amüsieren könnte – wäre es nicht zugleich so traurig: „Aktives Mitgestalten ergibt sich als Folge des Verstehens der Ziele.“ Oder: „Der Change wird angelegt durch das Bewusstmachen der Verantwortung für die Zukunft.“ Und – auch vom Feinsten: „Vor allem muss eine positive Grundeinstellung zur Fusion gewährleistet sein.“ Als ob sich Holz entzündet, wenn man einen Zettel, auf dem „Feuer“ steht, daneben legt (Am Lagerfeuer).
Oder gesichertes Wissen?
Nicht nur die Stichprobe der Befragten scheint offenbar unbeleckt von arbeits- und organisationspsychologischem Wissen zu sein. Der Autor ebenfalls. Er zitiert zwar Altmeister Winfried Berner (Systemische Post-Merger-Integration), man merkt aber nichts davon. Auch weitere zahlreiche organisationspsychologische Literatur, die teilweise seit mehr als 20 Jahren vorliegt, scheint er nicht zu kennen, beispielsweise: Psychologische Erfolgsfaktoren bei Unternehmenszusammenschlüssen.
So bestätigt sich für mich einmal mehr, dass oft die falschen Leute Mergers einbrocken. Und andere dann die Suppe auslöffeln sollen (Take the money – and run?!).