INSPIRATION: Dass ein Unternehmen mehr sein kann als ein Mittel, um das eigene Vermögen zu mehren, zeigt ein Beispiel aus der Brand eins. In München gibt es ein Reinigungsunternehmen, das seinen Mitarbeitern Wohnungen zur Verfügung stellt (Der tut was).
Der Hintergrund: Es gibt in Deutschland 47.500 Reinigungsfirmen, die größten unter ihnen teilen sich den Löwenanteil des Umsatzes von 24 Milliarden Euro. Und alle zahlen schlecht, weil der Verdrängungswettbewerb groß ist. Markus Wasserle ist Chef eines solchen Unternehmens, beschäftigt 240 Mitarbeiter aus 26 Nationen und hat eines Tages bei einem Besuch festgestellt, unter welchen Bedingungen seine Angestellten zum Teil wohnen. Kein Wunder in einer Stadt, in der 50qm saftige 900 Euro Kaltmiete kosten und eine Reinigungskraft ca.1.200 Euro netto nach Hause bringt.
Der Unternehmer hat sich zwei Ziele gesetzt: Er möchte den Mitarbeitern helfen, sich eine Existenz aufzubauen. Und er möchte das Image der Branche verbessern helfen. Das hat nicht unbedingt etwas mit dem eigentlichen Zweck des Unternehmens zu tun, oder?
Er stellte einen Deutschlehrer ein, zahlt Fahrtkostenzuschüsse, Fitness-Studio für alle, ein gesundes Frühstück am Morgen und ein kosteloses Bankkonto. Er beteiligt die Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens und vermietet jetzt auch Wohnungen. 43 Menschen hat er inzwischen untergebracht. Nicht luxuriös, aber bezahlbar, und er verdient an den Mieten nichts, sondern zahlt drauf, wenn man die Miete isoliert gegen die Kosten der Wohnungen rechnet. Aber wenn man das Engagement, die geringen Fehlzeiten und die Bereitschaft der Mitarbeiter, ihn als Arbeitgeber weiter zu empfehlen, mit einbezieht, dürfte das schon anders aussehen.
Ich habe mich gefragt, warum er nicht einfach so viel bezahlt, dass sich die Mitarbeiter auch größere Wohnungen leisten können. Die Antwort dürfte lauten, dass es solche größeren zu einem vernünftigen Preis gar nicht mehr gibt. Oder wenn es sie gibt, seine Mitarbeiter diese gar nicht bekämen.
Unternehmer müssen also mehr tun als ein ordentliches Gehalt zu zahlen. Sie müssen schauen, welche Bedürfnisse ihre Mitarbeiter haben und dann Lösungen suchen. In einem Fall könnte das die Wiedergeburt der Werkswohnungen sein, in einem anderen Fall vielleicht der betriebseigene Kindergarten.
Immer wieder schön zu lesen, die Geschichten der Brand eins von den etwas anderen Unternehmern…