REZENSION: J.J. Sutherland – Das Scrum Praxisbuch. Campus Verlag, 2020.
J.J. Sutherland ist der Sohn des Scrum-Erfinders Jeff Sutherland, der das Buch „Die Scrum Revolution“ geschrieben hat. Mit dem Praxisbuch knüpft der Chef der Unternehmensberatung Scrum, Inc. hieran an, so dass man ohne die Grundlagen von Scrum zu kennen, sich etwas schwer tun wird. Und wer von einem Praxisbuch konkrete Handlungsanleitungen erwartet in der Form eines Ratgebers, der wird hier nicht fündig.
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Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...
Im Grunde ist es eine Aneinanderreihung von Erfolgsgeschichten – von unzähligen Unternehmen, die sich Scrum, Inc. ins Haus holten und von da an gewaltige Fortschritte machten. Eine klare Struktur ist nicht zu erkennen. Zwischendurch erfahren wir zwar, welche acht Muster Scrum so ungemein erfolgreich machen. Wir lernen auch, wann Scrum nicht funktionieren wird (Was man vermeiden sollte).
Ein Buch voller Selbstlob
Aber dann kommt schon die nächste Geschichte, wie es Teams auf der ganzen Welt gelang, immer schneller und schneller zu werden. Wie man Scrum durch Scrum noch weiter verbessert und wie schließlich ganze Unternehmen auf Scrum umstellen, einschließlich der Top-Management-Ebene. Und wie durch einen Wechsel an der Spitze auch wieder alles zurückgedreht werden kann – mit großem Schaden für das betroffene Unternehmen.
Also ein Buch voller Selbstlob. Ein einziger Lobgesang auf Scrum, das hier weit mehr ist als ein Tool der agilen Revolution, sondern ihr Kern, ihr Ein und Alles. Und es ist möglich, Scrum allmählich einzuführen, indem man mit ganz kleinen Schritten beginnt. Ob das nun eine Tafel ist, auf die man Zettel mit unerledigten Aufgaben klebt oder ein einzelnes Team, das nach der Scrum-Methodik vorgeht und die ganze Organisation infiziert. Wobei der Autor alles andere als dogmatisch ist. Im Gegenteil: Er warnt vor einem Scrum-Kult, man hüte sich davor, das Regelwerk als eine Art Bibel zu betrachten. Scrum sei kein Selbstzweck, es dient lediglich dazu, Ergebnisse zu erzielen – Ergebnisse (Outcome) wohlgemerkt, nicht Output (eine interessante Unterscheidung übrigens).
Was ich von dem Buch halte? Mir hat es ungemein Spaß gemacht. Auch wenn ich keinen roten Faden entdecken konnte und mich schwer tue, die wesentlichen Inhalte zusammen zu fassen: Es steckt einfach an. Der Autor erinnert in seinem Stil an die Bücher von Tom Peters – voller Enthusiasmus, voller Begeisterung und zutiefst davon überzeugt, dass Scrum eben mehr ist als ein Managementtool: Nämlich eine neue Art, miteinander zu arbeiten. Die zudem auf der ganzen Welt funktioniert und die herkömmliche „Wasserfall-Methode“ des Managens ablösen wird.
Wer sich also anstecken lassen möchte von diesem Enthusiasmus, dem sei das Buch wärmstens ans Herz gelegt. Er sollte allerdings eine ungefähre Vorstellung davon haben, wie Scrum funktioniert.
Beiträge in der Ideenfabrik: