INSPIRATION: Wer vom „Auszubildenden“ spricht, der zeigt, dass er den jungen Menschen als jemanden versteht, mit dem etwas gemacht wird. Wer „Personalkosten“ ausweist, der zeigt, unter welchem Aspekt er seine Mitarbeiter betrachtet. In einem Interview in der Personalwirtschaft („Mitarbeiter sind keine Kostenfaktoren„) erklärt der dm-Gründer Götz Werner, warum es so wichtig ist, die passenden Begriffe zu wählen. Weil Begriffe, wie der Name schon sagt, uns helfen, die Welt zu begreifen. Oder besser: Sie sagen uns, als was wir die Dinge begreifen sollen.
In der Tat: Jemandem, der „auszubilden“ ist, schreibt der Begriff eine eher passive Rolle zu. „Personalkosten“ bedeutet unweigerlich, dass man versuchen wird, diese „Kosten“ zu senken. Wer die Welt verändern möchte, der sollte das in seinen Begriffen deutlich machen: „Wenn man heute eine Gemeinschaft führen will, muss man zutreffende Begriffe finden.„
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Folglich spricht man bei dm von „Lernlingen„. Und die Personlkosten sind dort das „Mitarbeitereinkommen„. Tatsächlich dürfte es zu anderen Reaktionen führen, wenn Unternehmer davon sprechen, das „Mitarbeitereinkommen“ zu senken als wenn sie die Personalkosten reduzieren wollen.
Noch so ein Begriff: Führungskräfte, die vielerorts noch „Vorgesetzte“ heißen, nennen sich bei dm nun Evokator. Weil sie Fragen stellen und nicht zwangsläufig die richtigen Antworten haben müssen wie etwa ein „Direktor“, der Direktiven erteilt. Man plant auch keine „Budgets“ sondern spricht darüber, welche Perspektive man hat.
Klingt das arg konstruiert? Ich gestehe, wenn ich manche neue Wortschöpfungen höre, dann kräuseln sich mir die Nackenhaare. Allerdings meist im Zusammenhang mit (angeblich) neuen Produkten und Beratungsangeboten. Wenn die oben genannten Begriffe nur Politur sind, helfen sie natürlich wenig. Aber wenn gleichzeitig auch die Erwartungen an die bezeichneten „Dinge“ sich ändern, dann ergeben sie durchaus einen Sinn.