INSPIRATION: Es gibt kaum Entscheidungen, die 100%ige Unterstützung finden, im Normalfall existieren immer Einwände. Je besser diese Einwände aufgegriffen, behandelt und im Idealfall integriert werden, desto größer ist die Chance, dass die Entscheidung anschließend auch von allen mitgetragen wird.
In klassisch hierarchischen Unternehmen wird es den Führungskräften überlassen, ob sie sich über Einwände hinwegsetzen oder versuchen, diese zu berücksichtigen. Letzteres wird ihnen in Trainings vermittelt. Was aber, wenn Teams für die Entscheidung verantwortlich sind? Dann benötigen sie Verfahren, um die Einwände zu bearbeiten. Bernd Oestereich und Claudia Schröder führen vier Möglichkeiten der Integration von Einwänden auf.
4 Möglichkeiten
- Konsultativ: Man einigt sich auf einen Entscheider, der nach eigenem Ermessen andere Personen konsultiert und dann nach Abwägung der Rückmeldungen die Entscheidung trifft. So wird gewährleistet, dass zumindest die wesentlichen Einwände berücksichtigt werden. Der Aufwand ist eher gering, weil nur ein Mitglied damit beschäftigt ist.
- Qualitativ: Der bekannte „Konsent-Entscheid“. Man fragt die Meinung eines jeden Teammitglieds ab, versucht, alle genannten Aspekte in einen Entscheidungsvorschlag aufzunehmen und fragt am Ende nur noch, ob es gegen den letzten Vorschlag schwerwiegende Einwände gibt. Werden solche genannt, geht es noch mal zurück, um den ursprünglichen Vorschlag erneut anzupassen, bis kein schwerwiegender Einwand mehr vorliegt. Ein ziemlich aufwendigs Verfahren.
- Oberflächlich (Vetoabfrage): Bei diesem Verfahren wird nur geschaut, ob jemand ganz und gar nicht einverstanden ist, ansonsten aber die Einwände so marginal sind, dass sie nicht integriert werden müssen. Lediglich bei einem Veto wird hierauf mit einer erneuten Diskussion reagiert.
- Quantitativ: Das bekannte Konsensieren – jede Entscheidungsvariante wird aufgeführt und nach Stärke des Widerstandes von jedem Mitglied bewertet. Diejenige mit dem geringsten Widerstand wird ausgewählt, wobei auch hier in der Regel größere Widerstände noch einmal geklärt und nach Möglichkeit integriert werden (von daher ist das Verfahren nicht rein quantitativ).
Situativer Einsatz
Die zustimmungsorientierten Verfahren, also eine reine Mehrheitswahl oder auch die Mehrheiten, die sich durch Punktabfragen ergeben, berücksichtigen die Einwände nicht oder höchstens durch die Auswahl der Abstimmungsalternativen.
Der Nutzen dieser kleinen Auflistung: Teams müssen nicht jede Entscheidung auf die gleiche Art und Weise treffen, sondern können je nach Komplexität und Bedeutung sich mal für die eine oder andere Methode entscheiden. Funktioniert, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, ziemlich gut.
Nach: Bernd Oestereich / Claudia Schröder – Das kollegial geführte Unternehmen. S. 154