PRAXIS: Wenn man sich im Team nicht auf eine Entscheidung verständigen kann, besteht die Gefahr, sie immer wieder und wieder zu verschieben. Oder es kommt zu einem faulen Kompromiss. Oder zur Abstimmung, die Verlierer erzeugt. Es geht besser, wenn auch mit einigem Aufwand verbunden.
Das Vorgehen heißt „Fahnen“ und wird in der managerSeminare ausführlich beschrieben (Entscheiden unter besten Bedingungen) mit einem konkreten Anwendungsbeispiel. Im Kern geht es darum, im Vorfeld sich auf Bedingungen zu verständigen, die erfüllt sein müssen, damit es zu einem Konsens kommt. Anders ausgedrückt: Wir entscheiden uns nur dann für…., wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind…
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Phase 1: Zuerst werden die Voraussetzungen gesammelt. Dabei kann jedes Mitglied seine Bedingungen nennen. Wenn ein anderes Mitglied nicht mit der Formulierung einverstanden ist, bietet es eine Alternative an – so lange, bis die Bedingung von allen akzeptiert ist. Wichtig ist, dass ein gleiches Verständnis über die zentralen Begriffe herrscht – versteht z.B. bei der Einstellung eines Bewerbers jeder unter „ausreichende Berufserfahrung“ das Gleiche?
Phase 2: Wenn alle Bedingungen genannt sind, werden diese geprüft, ob sie dem gleichen Bezugssystem entstammen – es wird schwierig, wenn es neben wirtschaftlichen Bedingungen auch moralische gibt. Diese werden getrennt voneinander bearbeitet. Sodann werden die einzelnen Bedingungen danach geprüft, ob sie notwendig, hinreichend oder nützlich sind. Also wird jeweils gefragt, ob die jeweilige Bedingung allein ausreicht, um eine Entscheidung zu treffen – dann ist es einfach. Gibt es Bedingungen, die auf jeden Fall erfüllt sein müssen, ist klar, dass diese als nächstes geprüft werden müssen. Diejenigen, die man zwar gerne erfüllt sähe, aber man auch ohne ihre Erfüllung zu einer Entscheidung gelangt, sind „nur“ nützlich.
In dieser Phase wird auch geprüft, ob es Bedingungen gibt, die schon in anderen stecken. Und ob es Bedingungen gibt, die die Erfüllung einer anderen unmöglich machen. Und ob es welche gibt, die nach heutigem Wissensstand unerfüllbar sind. All diese Bedingungen werden gestrichen oder neu formuliert.
Phase 3: Jetzt geht es um die Erfüllbarkeit der Bedingungen bzw. darum, ob sie mit einem vertretbaren Aufwand erfüllt werden können. Problem dabei: Bei manchen fehlen die notwendigen Informationen hierüber. Dabei unterscheidet man zwischen ne1-Bedingungen (die Erfüllbarkeit ist zu klären), ne2-Bedingungen (die Erfüllbarkeit wird sich erst bei der Umsetzung herausstellen) und ne3-Bedingungen (hier ist prinzipiell keine Aussage möglich). Letztere müssen gestrichen werden, erstere geprüft und bei zweiteren vereinbart werden, im Verlauf der Umsetzung regelmäßig genau hinzuschauen.
Phase 4: Nun werden die Bedingungen überprüft – soweit das nicht schon bei der Diskussion möglich war. Geklärt wird, wer bis wann welche Informationen beschafft. Stellt sich eine der notwendigen Bedingungen als unerfüllbar heraus. ist die Entscheidung negativ.
Der Autor erklärt, dass diese Vorgehen einen schönen Nebeneffekt hat: Irrtümer, Fehler und Täuschungen können auf diese Weise aufgedeckt werden, z.B. über falsche Annahmen oder missverständliche Argumente.
Klingt zwar ziemlich aufwendig, aber wie bei vielen Tools dürfte die regelmäßige Anwendung zu mehr Routine und damit zu weniger Diskussionen führen. Nur muss man überhaupt damit anfangen…