INSPIRATION: Mal angenommen, Sie sind die neue Personalleiterin in einem Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten, von denen viele mit unterschiedlichem professionellen Hintergrund täglich eng zusammenarbeiten müssen, sich aber nur wenig austauschen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Strukturen streng hierarchisch geprägt sind. Ein Traumjob?
Die Rede ist von der Charité, deren Personalvorständin ein aufschlussreiches Interview im Personalmagazin gibt (Wer verändern will, muss das Positive verstärken). Das eigentliche Thema lautet „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, aber das ist eher der Anlass für das Gespräch. Im Kern dreht sich das Gespräch um die Frage, wie man Veränderungen in einer wie oben skizzierten Organisation herbeiführt.
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Auf die Frage, wie man Führungskräfte von der Bedeutung gesunder Führung überzeugt, lautet die Antwort: Gut zuhören und genau hinschauen. Die Neue war auf fast allen der 250 Stationen, in allen Notaufnahmen, in ambulanten Bereichen und hat in Schichten „mitgearbeitet“. Welcher Personaler kann das schon von sich sagen?
Danach wusste sie, wie die Welt der Charité tickt – oder hatte zumindest eine fundierte Ahnung davon. Wichtigste Erkenntnis – neben der Erfahrung von der immensen Motivation der Beschäftigten – war, dass es vor allen an der „professionellen Verzahnung“ zwischen den Berufsgruppen fehlte. Wer mal ein paar Tage im Krankenhaus war, der wird hier nur zustimmen können. Was tun?
Na, erst mal das Übliche: Mitarbeiterbefragung, mit dem Vorstand Werte erarbeitet, Kompetenzen abgeleitet und ein Kompetenzmodell entwickelt. Dazu ein Führungskräfte-Curriculum erstellt und mit einem Schulungsprogramm begonnen, dass sich hieraus ableitet. In drei Jahren will man die komplette Führungsriege geschult haben. Das lässt den erfahrenen Personalentwickler erst einmal skeptisch dreinschauen. Aber wer weiß – vielleicht muss man da durch, einfach weil es alle so machen.
Miteinander reden
Beeindruckender ist da schon die nächste Maßnahme: In den sogenannten Führungswerkstätten wurde diskutiert, was die Betroffenen benötigen, um erfolgreich zu führen. Und siehe da: Es folgte nicht der Ruf nach mehr Personal, sondern auch hier nach einer stärkeren interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Pflegenden, Ärzten, Physiotherapeuten und anderen.
Und das hatte Konsequenzen: Die Personalchefin hat gemeinsam mit Oberärzten „praxisnahe Aufgaben gestellt“. Mit dem Ergebnis, dass es jetzt „gemeinsame Meetings, wechselseitige Schulungen der Mitarbeitenden, monatliche Zusammenkünfte, Zeit für gemeinsame Visiten“ gibt. Mehr noch: Die Beschäftigten unterschiedlicher Berufsgruppen beobachten sich gegenseitig. Ärzte begleiten Pflegekräfte und umgekehrt. Und übernehmen deren Aufgaben. Zudem ist immer wieder von Schulungen die Rede.
Immerhin: Bei der nächsten Befragung wurden deutliche Verbesserungen erzielt, die Fluktuation bei den Pflegekräften sank um zwei Prozent. Wobei die Personalchefin einräumt, dass man in der Charité in Sachen Pflegekräfte personell gut aufgestellt ist – was sicherlich auch nicht überall der Fall ist.
„Gemeinsam“ scheint das Zauberwort zu sein. Bringt man Menschen zusammen, fangen sie an, miteinander zu reden. Wer als Patient Krankenhauserfahrung hat, dürfte sich nichts mehr wünschen, als dass die dort Beschäftigten genau das tun: Miteinander reden.