21. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Klug entlohnen

INSPIRATION: Wenn schon die Wirtschaftswoche die Systeme der Bonuszahlungen für gescheitert erklärt, dann wird es wohl ernst. Dabei ist die Kritik an der Vorgehensweise alt, und wirklich neue Erkenntnisse nicht in Sicht. Aber vlelleicht ist ja wirklich diesmal das Ende nah. In dem Beitrag (Die Mär von der Möhre) heißt es, dass Bonuszahlungen „zu falschen Entscheidungen, weniger Engagement und mehr Neid“ führen. Das war schon immer so, nur sickert die Erkenntnis nun auch bei Wirtschaftsjournalisten durch – wann ist noch mal Sprengers Mythos Motivation erschienen – 1991!

Nun denn, was passiert zur Zeit in Sachen Entgeltsysteme? Laut Kienbaum wollen 27% von 278 befragten Unternehmen individuelle Boni ganz abschaffen. „58% wollen unternehmensbezogene Gehaltsbestandteile ausbauen„. Bei der Bahn will man statt Einzelleistung den kollektiven Erfolg belohnen und verteilt den „Gruppenbonus“ nach Zufriedenheit der Bahnkunden, Pünktlichkeit der Züge und wirtschaftlichem Erfolg des Unternehmens. Klingt immer noch so, als glaube man an die Steuerbarkeit von Leistung über Prämien – immerhin verzichtet man auf individuelle Zielvereinbarungen.

Bei Bosch hängen die variablen Zahlungen vom Konzernergebnis und vom Ergebnis der Unternehmenseinheiten ab. Bei Procredit gibt es nur fixe Gehälter, die zudem nach oben gedeckelt sind – mehr als das Zehnfache vom niedrigsten Gehalt darf das höchste nicht sein. Das alte Argument der Finanzbranche, dass man keine guten Leute bekommt, wenn man den Bonus-Quatsch nicht mitmacht, lässt man dort nicht gelten: „Wer nur des Geldes wegen bei uns arbeiten will, den wollen wir gar nicht.“ Bei HR Pepper schlagen die Kollegen vor, wie hoch der Bonus jedes Einzelnen sein soll.

Und was sagen die Experten? Individuelle Boni sorgen für Neid und Konkurrenzdenken, die Kooperationsbereitschaft sinkt und das Silodenken nimmt zu, was auch Studien zeigen. Wenn die Kluft zwischen den Prämien zunimmt, sinkt die Gesamtleistung, wie Experimente beweisen. Wie gut wäre die Leistung so mancher Konzerne, wenn die Chefs nicht bis zu 140mal so viel verdienen wie die Beschäftigten?

Die Tipps: Nicht gleich alle Systeme über Bord schmeißen. Spotboni sind noch beliebt, da bekommt der Chef ein Budget, mit dem er seine Mitarbeiter nach eigenem Ermessen dressieren darf. Oder man lässt die Einzelboni nur dort weg, wo man keine eindeutigen Leistungskennzahlen erheben kann. Vielleicht sogar experimentieren und in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Modelle einführen, um herauszufinden, wie sich die Leistung entwickelt. Auch wenn hier der Glaube an die Möhre nach wie vor durchschimmert – Experimente wären zumindest ein Anfang…

 

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