REZENSION: Wilhelm Geisbauer – Führen mit neuer Autorität. Stärke entwickeln für sich und das Team. Carl-Auer 2020.
Schon wieder ein Buch über Führung? Kann es da noch Neues geben? Die systemische Reihe im Carl Auer Verlag rund um Coaching, Beratung und Management will Führungskräfte ermutigen, jenseits von traditionellen Führungstheorien beziehungsorientierte Aspekte des beruflichen Miteinanders zu erproben. Dazu gibt es hier einige pragmatische und gut umsetzbare Ideen und Hinweise.
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VOLLMAR Wissen+Kommunikation unterstützt Sie durch Beratung, Training, Coaching dabei, Ihr Wissen zu organisieren, weiter zu entwickeln, zu sichern und Gewinn bringend einzusetzen. Unsere Arbeitsweise lässt sich am besten mit ‚pragmatisch’ umschreiben; wirkungsvolle Maßnahmen sind uns wichtiger als akademische Modelle.
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Das systemische Verständnis von Organisationen gehört inzwischen zu einer anerkannten Haltung in der vielfältigen Welt der Managementtheorien. In diesem Büchlein wird dieses beleuchtet und einzelne Aspekte werden hervorgehoben. Begrifflichkeiten werden zueinander in ein Spannungsfeld gesetzt, um das Bild der „Neuen Autorität“ greifbarer werden zu lassen: Präsenz vs. Distanz, Transparenz vs. Abschottung, Beharrlichkeit vs. Dringlichkeit, Entschiedenheit vs. Dominanz, Selbstführung vs. Kontrolle, Vernetzung vs. Hierarchie, u.a. Man muss nicht immer gleicher Meinung mit dem Autor sein, um doch automatisch in einen Selbstreflexionsprozess zu kommen. So tauchen Bilder aus dem eigenen Führungsalltag auf, an denen man sein Verhalten messen und justieren kann.
Beispiele
Interessant war bspw. direkt im ersten Viertel die gut beschriebene Methode der Abwendung von Problembeschreibung hin zur Zielbeschreibung. Tauchen Konflikte, Fehler u.ä. im Alltag auf, geht es weniger darum, ihre Ursachen akribisch zu analysieren, sondern mit den Mitarbeitenden zu definieren, welches Ziel künftig erreicht werden soll, um diesen Fehler zu vermeiden. „Auch kleine Probleme lassen sich in dem Bewusstsein, dass in jedem Problem ein korrespondierendes Ziel steckt, gut angehen. Es genügt eine einzige Frage, um das Ziel zu identifizieren: Welches Ziel steckt in dem Problem?“ (S. 45)
Das kleine Buch mit seinen 166 Seiten ist in 12 Bereiche aufgeteilt, von denen zwei als Arbeitsblättersammlung zu verstehen sind. Hier hat man vielleicht etwas „Seiten aufgebauscht“, die gestraffter hätten genutzt werden können. Es geht um Fragen der Selbsteinschätzung und persönlichen Zielerreichung. Auch beginnt ab ca. zwei Dritteln eine nicht ganz erkennbare Sammlung unterschiedliche Themen wie Burnout, Reteaming – Begriffsbeschreibungen, deren Auswahl etwas willkürlich wirkt. Kritisch ist ebenfalls zu sehen, dass dieses Bild der „neuen Autorität“ sich einreihen sollte in die Vielfalt der Rollenkomplexität, denen eine Führungskraft ausgesetzt ist. Daher empfiehlt sich das Büchlein als Anregung, immer wieder einmal einen Schritt Abstand zu nehmen und kleine Experimente zu wagen. Als Auffrischung für systemisch affine Menschen kann es mit seinen vielfältigen Aspekten allemal einen Wiederbelebungsnutzen haben.