17. Oktober 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Produktive Narzissten

INSPIRATION: Läuft es im Unternehmen schlecht, werden selbstverliebte Manager, die die Bodenhaftung verloren haben, an den Pranger gestellt. Läuft es gut, werden sie in den Himmel gelobt. Studien belegen angeblich, dass Egozentriker in Top-Positionen nicht automatisch schlechte Manager sind. Mehr noch: Es wird immer wieder behauptet, dass man ohne narzisstische Züge erst gar nicht Karriere machen kann (Der gute Narzisst).

Was hat es auf sich mit den Persönlichkeitszügen und den Erfolgsaussichten? Sollten Unternehmen Ausschau nach Narzissten halten? Ich denke nicht, sondern stelle mir die Sache so vor:


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Jemand wächst in einem Umfeld auf, in dem ihm immer wieder eingetrichtert wird, er sei völlig unfähig. Niemand traut ihm etwas zu, was auch immer er anfängt, es heißt: „Das schaffst du doch sowieso nicht!“ Da muss man schon enorm widerstandsfähig sein, um sich dennoch durchzubeißen, die Wahrscheinlichkeit, dass man ohne Selbstbewusstsein durchs Leben läuft ist groß. Kann so jemand Karriere machen? Vermutlich nicht, es sei denn, jemand entdeckt in ihm ein bestimmtes Talent und fördert es, baut ihn behutsam auf und verhilft ihm zu Erfolgserlebnissen.

Ein anderer bekommt immer wieder signalisiert, dass er, um geliebt zu werden, sich gefälligst anstrengen und Leistung bringen soll. Er tut alles, um die Anerkennung anderer zu bekommen, entwickelt unerhörten Ehrgeiz und geht zielstrebig seinen Weg. Kann so jemand Karriere machen? Klar, denn in einer leistungsorientierten Umgebung werden solche Menschen auffallen, gefördert und, je nach Stufe der Karriereleiter, umsorgt und umschmeichelt, so dass sie sich irgendwann selbst für die Größten halten.

Die erste Gruppe braucht dringend Förderer und Unterstützer und ein wohlwollendes Umfeld. Eines, das Fehler verzeiht und Geduld hat – was in einem Wettbewerbsumfeld sicher schwierig ist. Die zweite Gruppe hingegen, die Narzissten, gedeihen unter Wettbewerbsbedingungen. Was erst mal nicht schlimm ist, aber wenn sie auf ein Umfeld treffen, in dem Kritik unerwünscht ist, es keine klaren Spielregeln gibt und starke Counterparts fehlen (z.B. ein Aufsichtsrat, der sich nicht blenden lässt), dann können sie eine Organisation an den Abgrund führen.

Soll heißen: Wenn man jemanden mit klar narzisstischen Zügen in verantwortungsvolle Positionen hievt, dann sollte man sich sicher sein, dass das Umfeld stark genug ist, seine Stärken zu nutzen, ihm aber nicht erlaubt, sich vor kritischen Rückfragen zu schützen. Und dass es Spielregeln gibt, die selbstherrliches Verhalten unwahrscheinlich machen. Bleibt die Frage, ob die Persönlichkeitszüge früh genug auffallen bzw. erkannt werden. Und es Verantwortliche gibt, die den Mut haben sie auch anzusprechen.

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