28. November 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Smart Hospital

INSPIRATION: Ich gestehe, ich habe mich lange lustig gemacht über die Verheißungen der KI-Propheten (Internet der Dinge). Ich stelle gerade fest, dass dies schon neun Jahre her ist – eine lange Zeit. Jetzt muss ich ganz kleine Brötchen backen. Naja, zumindest etwas kleinere. Das mit der KI, die mir meldet, wann mein Kühlschrank leer ist, hat zwar noch immer nicht Einzug in meinen Alltag gefunden. Aber ich erlebe Nachbarn, die ihre Heizung von unterwegs per App steuern, und wenn sie dabei Mist bauen, schaltet sich der Installateur ein und stellt die Geräte wieder korrekt ein. Wird irgendwann von selbst geschehen.

Aber es gibt Einsatzbereiche, die extrem vom Fortschritt der Künstlichen Intelligenz profitieren. In Essen gibt es ein Institut für künstliche Intelligenz in der Medizin, wo mehr als 150 Forscher*innen die Digitalisierung der Universitätskliniken Essen vorantreiben. Und gleich am Anfang des Beitrags (Locker 100 Projekte) denke ich: „Wurde ja auch höchste Zeit!“ Wer einmal die Erfahrung gemacht hat und in einer Uniklinik (oder einem beliebigen anderen Krankenhaus) aufgenommen wurde, wird das schon erlebt haben: Man wartet.


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Unter anderem deshalb, weil die verschiedenen Informationen über den Patienten an verschiedenen Orten liegen. Das Personal benötigt unendlich viel Zeit, um immer wieder die gleichen Daten abzufragen. Warum ist es so schwer, dass alle Informationen über mich an einer Stelle gesammelt und alle Beschäftigten darauf zugreifen können? Genau das ist eine Anwendung der KI. Damit ist es vielleicht sogar möglich, dass man bei seiner Entlassung nicht noch stundenlang auf den Arztbrief warten muss.

Gefahr frühzeitig erkennen

Klingt noch nicht nach medizinischer Anwendung, ich weiß. Auch das nächste Beispiel, dass die KI Grafiken mit Echtzeitdaten aus allen OP-Sälen erstellt plus der Radiologieabteilungen. Die Daten erhalten alle Mitarbeitenden per App und können sehen, wo es hakt und wo gerade eine Lücke entsteht. Spart ungeheuer viel Zeit.

Aber wie sieht es hiermit aus? Eine App sucht automatisch in allen Lungenaufnahmen nach der Klinik und informiert, wenn sie Verengungen findet. So erfahren die Kardiologen, dass ihre Patienten in Gefahr schweben, von der sie bis dahin nichts ahnten. Was auch psychologische Folgen hat: Die Mitarbeitenden haben weniger Angst, etwas zu übersehen oder dass sie nichts übersehen. Eine ähnliche App entwickelt ein Hamburger Start-up. Diese wertet die Daten von Intensivstationen aus und erstellt jede Stunde eine Sepsis-Ranking der Patienten. So werden verspätete Interventionen vermieden.

Überlegene Robo-Docs

Bei all den Beispielen werden „einfach“ viele Daten ausgewertet und auf diese Weise Hinweise entdeckt, die wir Menschen auch mit noch so viel Erfahrung eher per Zufall finden würden. Hier wird aber nicht mit einer KI „kommuniziert“. Wie wäre es dann hiermit: Google hat einen „Robo-Doc“ entwickelt, mit dem sich Patienten unterhalten können. In einem Laborexperiment haben sich 20 „Schauspielpatienten“ einmal mit Hausärzten und einmal mit der KI unterhalten. Ergebnis: In drei von 32 Parametern war die KI gleichwertig, in den anderen überlegen.

Soll heißen: In den meisten Fällen war der Robo-Doc besser darin herauszufinden, was den Menschen fehlte. Ärzte fragen nach einem Schema alle möglichen Daten ab. Die KI hingegen tastet sich mit ihren Fragen an die finale Diagnose heran – sobald sie eine gewisse Wahrscheinlichkeit errechnet hat, dass sie am Ziel ist, erstellt sie eine Diagnose und passende Thearpievorschläge. Klar, das war noch kein Versuch mit echten Patienten. Aber die Teilnehmer*innen würden sich bei einem zweiten Besuch eher an die KI wenden.

Vertriebsbroschüren

Zum Schluss noch ein Beispiel aus einer völlig anderen Branche (Storys, die skalieren). Bei Henkel gibt es für die Vertriebler von Klebstoffen eine App namens Ghostwriter. Diese wertet Fallstudien aus dem eigenen Haus aus und beantwortet dabei Fragen wie: Welches Problem hatte der Kunde? Welche Lösungen haben die Kolleg*innen gefunden? Mit welchen Ergebnissen? Dann erstellt die App ein Infoblatt mit allem, was der Kunde oder der Vertriebler benötigt. Oder in Zukunft gleich ganze Präsentationen, die speziell auf den Kunden zugeschnitten sind.

Wobei die Vertriebler mit einem Klick sich auch die jeweiligen Quellen anzeigen lassen können. Wo bisher Bauchgefühl und Erfahrung des Verkäufers die wichtigsten Rollen spielten, kommen die Informationen nun per App. Was vermutlich die Erfahrung und die Intuition der Vetriebler nicht vollständig ersetzt, aber eine ganz andere Datenbasis bietet.

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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