25. Juni 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Unbescheidener Wunsch

INSPIRATION: Es gibt sie, die Lösungen für all unsere Probleme, die trotz allen Fortschritts zuzunehmen scheinen. Anmaßend? Damit sind wir schon beim Thema: „Wir, die Problemlösenden, sind das Problem, das es zu lösen gilt!“ Und wie? Durch intellektuelle Bescheidenheit. Die Forderung stammt von Hans Wüthrich, der sehr eindringlich erklärt, was es braucht, um die großen Herausforderungen zu meistern, vor denen wir stehen.

Und in der Tat, ich bin davon überzeugt, dass genau hier der Schlüssel liegt, aber der Reihe nach. Was ist so verkehrt an der Art und Weise, wie wir Probleme angehen? „Die Haltung von uns Welterklärenden“. Diese ist nämlich durch die folgenden Haltungsmuster geprägt:


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  • Naiver Realismus: Natürlich gehen wir davon aus, das die Welt genauso ist, wie wir sie wahrnehmen. Als hätten wir noch nie etwas davon gehört, dass unsere Wahrnehmung die Welt konstruiert. Womit schon die Alternative klar ist: Der Konstruktivismus, also die Auffassung, dass das, was wir wahrnehmen, das Erebnis unserer Konstruktionsleistung ist und es daher so viele Auffassungen von einem Phänomen gibt wie es Menschen gibt, die es betrachten.
  • Monologischer Erklärungseifer: Wenn wir versuchen, ein Problem zu lösen, neigen wir zum Senden statt zum Zuhören. Wir erklären und verteidigen unsere Deutungshoheit, wenn der andere eine abweichende Erklärung anbietet. Auch hier ist die Alternative unübersehbar: Der Dialog, also ein echter Austausch und das gemeinsame Erschaffen von etwas Neuem.
  • Illusion des Wissens: Wir überschätzen unser Wissen und sind daher von der Richtigkeit unserer Erklärungen überzeugt, statt uns jederzeit bewusst zu sein, dass wir vieles gibt, von dem wir nichts wissen. Dieses Nichtwissen gilt es auszuhalten.

Und das soll unsere Probleme lösen? Hier kommen fünf Bausteine einer intellektuellen Bescheidenheit, die, nimmt man sie ernst, zumindest die Chance auf eine bessere Welt erhöhen:

  • Die Realität als Eigenkonstruktion verstehen – was unweigerlich bedeutet zu akzeptieren, dass andere in ihrer Welt recht haben. Das sollte dazu führen, dass man deren Konstrukte nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung versteht. Das allein wäre ja schon eine großartige Bereicherung bei der Suche nach Lösungen.
  • Gemeinsam klüger werden – was voraussetzt, dass ich auf meine Deutungshoheit verzichte und damit darauf, stets meine Kompetenz nachweisen zu müssen. Stattdessen „mich dem Risiko aussetze, durch den Dialog klüger zu werden.“
  • Produktiv zweifeln – gemeint ist, vom eigenen Unwissen auszugehen. Das schmerzt, man müsste zugeben, dass man eben allein die Probleme nicht lösen kann und eben keine Antworten auf alles hat – was in der heutigen Welt vermutlich eher als Schwäche ausgelegt wird. Aktuelles Beispiel: Der Trainer einer Top-Mannschaft erklärt im Interview, dass er den Leistungsabfall nicht erklären kann.
  • Handelnd ins Verstehen kommen – soll heißen: Ich verzichte darauf, irgendwelche schlichten Erklärungen zu verwenden, wohlwissend, dass sie die Komplexität der Probleme nie wirklich erfassen können. Stattdessen akzeptiere ich die Mehrdeutigkeit von Systemen und komme nicht mit vorschnellen Lösungen, sondern versuche, mit „explorativen Experimenten“ dem Problem auf die Schliche zu kommen.
  • Mainstream misstrauen – ich mache mir bewusst, dass es viele Lösungen gibt und mir nur die wenigsten zugänglich sind. Mir ist klar, dass es leichter ist, mit dem Strom zu schwimmen, also den Lösungen aufzusitzen, die gerade angesagt sind. Aber ich bin nicht aus Prinzip dagegen, sondern weil ich nach Impulsen für alternative Lösungen suche.

Tja, auch wenn diese fünf „Bausteine“ etwas konkreter sind – sich ihrer zu besinnen, wenn ich in Versuchung gerate zu erklären, warum die Dinge sind, wie sie augenscheinlich sind, dürfte die wahre Herausforderung sein. Oder, wie Wüthrich schreibt: Intellektuelle Bescheidenheit üben – „der unbescheidene Wunsch für das Übermorgen.“

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