INSPIRATION: So dürfte es tatsächlich häufiger laufen: Ein langjähriger Mitarbeiter erhält die Ansage, dass er sich nach einem neuen Job umschauen kann. Dann stellt sich die Frage: „Warum ich?“ Denn egal wie groß die Krise gerade ist – da andere ja bleiben können, wäre man schon an einer Begründung interessiert. Der Hinweis auf eine Restrukturierung genügt natürlich nicht, aber viel mehr wird man nicht erfahren. Auch nicht, wenn man zum oberen Management gehört. Oder vielleicht dort schon mal gar nicht. Denn der Arbeitgeber könnte dem unerwünschten Manager damit Argumente im nun folgenden Poker um eine Abfindung an die Hand geben.
Wie auch immer: Nun beginnt ein Psychospiel, bei dem beide Seiten mit der Hilfe von Anwälten den „besten Preis“ erzielen wollen. Gemeint ist die Abfindung, und hier erklären Experten (Holen Sie mehr aus Ihrem Chef!), dass die Großzügigkeit vergangener Jahre vorbei ist. Gekämpft wird mit „Finten und Psychotricks“. Die Wirtschaftswoche hat sich umgehört, was Betroffene so alles erleben und womit sie ihre Erfolgsaussichten erhöhen können:
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- Erzählen Sie Ihrem Anwalt die Wahrheit. Wenn der Arbeitgeber etwas gegen Sie in der Hand hat, sollte er davon wissen, sonst gibt das vor einem Gericht eine böse Überraschung.
- Gehen Sie die Sache rational an: Wenn das Argument der Restrukturierung stichhaltig ist, also auch viele andere entlassen werden, sinken die Chancen für eine satte Abfindung.
- Bleiben Sie realistisch: Ein halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr gilt als Regel. Einen Anspruch darauf hat man nicht.
- Klären Sie für sich, worum es Ihnen geht: Um eine hohe Summe, einen raschen Ausstieg, Zeit für sich (also z.B. eine befristete Freistellung).
- Druck aufbauen und lästig sein. Auch wenn das fies klingt: Der Arbeitgeber möchte das Problem (also Sie) meist schnell loswerden. Wenn Sie sich dann querstellen, muss er die Wirksamkeit der Kündigung beweisen. Sie könnten betonen, dass Sie sehr gerne bleiben möchten und auf Zeit spielen, eine Auszeit nehmen und dann doch wieder kommen.
Oder noch fieser: Sie können den Datenschutz für sich ausnutzen, sämtliche Daten mit Personenbezug einfordern, das ist für Arbeitgeber ein riesiger Aufwand.
Auch nicht nett: Sie könnten Whistleblowing-Systeme für sich nutzen, indem Sie Missstände melden. Dann muss Ihnen der Arbeitgeber nachweisen, dass die Kündigung nichts mit diesen Meldungen zu tun hat.
Sie könnten andeuten, dass Sie über Wissen verfügen, dass dem Arbeitgeber schadet. Oder das sich auf die Bewertung des Arbeitgebers auf einem Bewertungsportal niederschlagen könnte. Aber Vorsicht: Wenn man Ihnen eine Drohung nachweisen kann, hat das eine fristlose Kündigung zur Folge. Also lieber die Finger von Drohungen lassen. - Überziehen Sie es nicht. Wenn es dem Arbeitgeber zu dumm wird, könnte er die Kündigung zurückziehen, und dann sitzen Sie auf einer Stelle, auf der Sie nicht mehr gewünscht wird. Spaß kann das nicht machen. Vor allem aber: Was hilft ein gutes Gehalt, wenn man ausgebootet wird, keine Aufgaben mehr bekommt? Es macht krank.
Bleibt als wichtigster Tipp: Holen Sie sich Hilfe von einem guten Arbeitsrechtler. Und klären Sie mit ihm (oder mit einem Coach), worum es Ihnen vor allem geht.