INSPIRATION: Manchmal tut es gut, daran erinnert zu werden, dass man ein Phänomen auch aus einer anderen als der gewohnten Perspektive betrachten kann. In diesem Fall die lästigen Störungen durch Chat-Nachrichten oder E-Mails. Ständig ploppen rote Signale auf, die unsere Arbeit unterbrechen. Ebenso wird uns regelmäßig erklärt, wie lange wir nach einer Unterbrechung benötigen, um wieder den roten Faden unseres Gedankengangs aufzugreifen.
Aber könnte man diese Störungen nicht auch anders bewerten? Nämlich als Wertschätzung des eigenen Know-hows? Jemand wendet sich an uns, weil er uns für kompetent hält. Das gilt noch viel mehr für Führungskräfte, die dankbar sein sollten, dass ihre Mitarbeitenden ihre Gedanken und Ideen mitteilen. Denn, so Sabine Herald in ihrer kurzen Kolumne (Bitte nicht stören), „Innovationen entstehen nicht durch Einsiedlerarbeit, sondern im persönlichen Austausch.“ Natürlich sollte man Phasen des „Deep-Working“ einschieben, Zeiträume, in denen man sich zurückzieht, um in Ruhe nachzudenken. Vergleichbar mit der offenen Tür: Sie signalisiert, dass Besucher willkommen sind, dass sie eben nicht stören, sondern der Austausch geschätzt wird. Und bei geschlossener Tür gilt eben das Signal: „Hier möchte sich jemand für eine gewisse Zeit sammeln und konzentrieren.“
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Ja, aber …
Nun kommt die Einschränkung:
So gut sich das auch anfühlt, gefragt zu werden – man kann dabei auch anderen schön auf den Leim gehen. Nämlich dann, wenn es nicht um Ideen oder Meinungen geht, sondern darum, Aufgaben abzuladen. Oder Entscheidungen. Auch hier sind Führungskräfte besonders gefährdet. Die berühmte Rückdelegation. Dann stellt sich vielleicht auch das Gefühl ein „Ich werde gebraucht“. Aber auch schnell ein wesentlich unangenehmeres: „Ohne mich läuft hier nichts, aber wie soll ich das alles schaffen?“Es gibt hier eine sehr einfache Methode herauszufinden, was der Zweck der Anfrage ist. Nämlich die Gegenfrage: „Was genau möchtest du von mir?“ (eine Empfehlung, eine Meinung, meine Unterstützung, eine Entscheidung usw.). Dann kann man überlegen, ob man dem Wunsch entsprechen möchte oder nicht. Manchmal ist es dann „notwendig, jemanden zurückzuschicken – mit der ausdrücklichen Bitte, mit einem eigenen Lösungsvorschlag wiederzukommen.“ Aber genau das fällt uns in der Regel sehr schwer – nicht nur, weil derjenigen uns dann vielleicht gar nicht mehr braucht. Sondern weil wir alle irgendwann mal gelernt haben, dass es nicht sonderlich nett ist, Wünsche abzulehnen.
Um noch einmal auf die Geschichte mit der offenen Tür und die Parallele zu E-Mail und Chat zurückzukommen: So wie man eine Tür für eine Weile schließen kann, so ist es auch möglich, ein E-Mail- oder ein Chatprogramm zu schließen. Und anderen damit mitzuteilen, dass man zu bestimmten Zeiten über diese Medien nicht erreichbar ist. Das muss man aber aushalten können. Ansonsten gilt: Freuen Sie sich, wenn sich Menschen an Sie wenden!