4. November 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Straßenmusiker

Wo die Musik spielt

INSPIRATION: Wenn ich den Begriff „Future Skills“ lese, erschüttern mich in der Regel krampfartige Reaktionen der Bauchmuskulatur… Aber in Verbindung mit dem Namen des Autors wird entspannte Neugier geweckt; und belohnt!

Jens Nachtwei (Future Skills), der Arbeitspsychologe, kennt natürlich die Fallstricke der „Future Skills“-Predigten, die man an allen Ecken und Ende hören kann. Die Botschaft: Erlerne schnell diese wichtigen Skills, sonst bist Du verloren! Anfällig für solche Parolen sind tief verunsicherte Menschen, gerade jetzt, in KI-Zeiten. Doch die Botschaft führt in die Irre, so der Autor, es können nicht alle alles lernen. Neben Fertigkeiten, die man schnell trainieren könne, müsse es auch um Fähigkeiten und Persönlichkeit gehen. Und da wird es dann schon komplizierter – und vor allem langwieriger. Sprechen wir also doch gleich besser und zutreffender von Kompetenzentwicklung.


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Der Begriff „Future Skills“ hingegen bleibt nebulös – wer kennt schon die Zukunft? – und instrumentalistisch – im Sinne von „gib mir einen Hammer …“. Genau: „… der findet auf der ganzen Welt bloß Nägel“, lautet die Fortsetzung dieses bösen Bonmots, das Paul Watzlawick und auch anderen schon angedichtet wurde. Und dann kloppen sie wie wild auf irgendwelchen Nägeln herum. Auch wenn die „Musik“ ganz woanders spielt …

Soziale Kompetenzen

Der Autor, ganz Professor, referiert ein paar einschlägige Konzepte – Digital Framework for Citizens (DigComp, EU-Kommission), OECD Future of Education and Skills 2030 – und Veröffentlichungen. Das Fazit ist – abgesehen vom schon „ewig“ bekannten Life Long Learning – schnell gezogen: Die meisten Prediger weisen in eine völlig falsche Richtung. Es geht nicht um Technik! Den Irrtum hat der deutsche Philosoph Martin Heidegger schon vor Jahrzehnten herausgearbeitet: Die Technik und die Kehre. Soziale Kompetenzen sind, so Nachtwei, entscheidend.

„Tatsächlich geht es bei der Frage, was in Zukunft wichtig sein wird, weniger um die Zukunft als vielmehr um das, was uns als Menschen seit jeher ausmacht – zumal im Vergleich zu den Maschinen. Das sind nicht unsere technischen Fertigkeiten, sondern soziale und emotionale Fähigkeiten sowie unsere Persönlichkeit.“ – Mit anderen Worten: Wir Menschen sind Beziehungswesen (Spotlight auf einen blinden Fleck). Nachtwei: „Das klingt möglicherweise altmodisch, ist aber genau das, was uns von Maschinen unterscheidet.“

Ein Gedankenexperiment

„Zwischenmenschliches Vertrauen (…) beruht auf der Annahme, dass mein Gegenüber meine Erfahrungen und meine Sicht auf die Welt teilt. Ein anderer Mensch war selbst einmal Kind, erlebte Freude und Leid – und wird eines Tages sterben. Ebenso wie ich selbst. Eine Maschine teilt all das nicht. Wie sollte man diesem Ding also wirklich vertrauen?“ Ich bekenne, schon mal ähnlich argumentiert zu haben: KI ist körperlos, heimatlos, emotionslos, intentionslos („The Map is not the Territory“).

Autor Nachtwei bietet seiner Leserschaft – Hand aufs Herz! – ein Gedankenexperiment an: „Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Kindertagesstätte, die vollständig von KI-gesteuerten Robotern betrieben wird (…). Würden Sie ihr Kind dort abgeben?“ … Und dann liefert er den Transfer in die Arbeitswelt gleich nach mit der klaren Aussage: „Was Führung wirklich ausmacht, kann keine Maschine leisten: die Förderung und Entwicklung der menschlichen Qualitäten in der Belegschaft.“ Da hatten wir schon andere Meinungen vernommen (Keine Grenzen mehr) oder sogar deutlichen Widerspruch (Besen, Besen! Seid‘s gewesen!).

Ich lese selten solche klaren und durchdachten Beiträge.

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Thomas Webers

Dipl.-Psych., Dipl.-Theol., Fachpsychologe ABO-Psychologie (DGPs/BDP), Lehrbeauftragter der Hochschule Fresenius (Köln), Business-Coach, Publizist

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