26. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Der Münchhausen-Trick

KRITIK: Ein Klassikerthema: Feedback! Kurt Lewin sei Dank. Ist da nicht alles schon gesagt worden? Die Autoren (Blick nach vorne) meinen, da geht noch mehr. Denn Feedback fokussiert auf die Vergangenheit, es wird kritisiert und abgerechnet. Weil man solche Prozesse ja auch oft mit Vergütungssystemen koppelt, ist das unangenehm und demotivierend. Man neigt als Feedback-Empfänger deshalb dazu, sich zu rechtfertigen. Oder man rächt sich im Nachgang durch schlechte Leistung. Nach dem Motto, wenn ich so schlecht bin, dann brauche ich mich auch nicht mehr übermäßig anstrengen. Es wird doch eh nicht honoriert …

Das geht besser, so die Autoren: Mit Feedforward. Man spricht über zukünftige Entwicklungen: „Wohin soll die Reise gehen?“ Zur Idee hat man sich von der Self-Modeling-Theorie inspirieren lassen. Dieser Ansatz soll psychologische Sicherheit (Keine Eintagsfliege) steigern. Und das geht so:


Anzeige:

Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...


  • Die Teamleiterin und das Teammitglied nehmen den Ist-Zustand zur Kenntnis.
  • Die Teamleiterin bittet das Teammitglied, lösungsorientiert zu formulieren, was seine Vision und Ziele für die Zukunft sind.
  • Die Teamleiterin hört aktiv zu und reagiert mit Inputs zur bestmöglichen Situation in der Zukunft.
  • Die Teamleiterin und das Teammitglied einigen sich auf konkrete Ziele.

Doch die Sache hat einen Haken, räumen die Autoren ein: Die meisten Menschen sind Feedback dermaßen gewohnt, dass sie gleich wieder in alte Routinen zurückfallen. Tja, denke ich mir, das leuchtet ein. Dass eine Problemwürdigung ausbleibt, kritisieren manche auch am lösungsorientierten Ansatz. Jetzt warte ich auf gute Argumente der Autoren. Doch was kommt: Ihnen fällt nichts anderes ein, als die Feed-Intervalle zu beschleunigen. Das klingt nach atemlosen Pfeifen im Walde, aber nicht nach einem neuen Ansatz. Und dann kommen solche, entlarvende Sätze: „In der nächsten Sequenz, sprich im nächsten Intervall, werden die Maßnahmen und ihr Status wieder aufgegriffen und der Fortschritt geprüft.“ Liebe Leute, wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Was soll das anderes sein als Feedback? Das überzeugt mich nicht, im Gegenteil: Das verärgert!

Fehlen darf da auf keinen Fall noch der Appell an eine neue Kultur: „Denn Feedforward folgt nicht dem hierarchischen Top-down-Ablauf von Feedback, sondern fließt omni-direktional nach dem Bottom-up-Prinzip.“ Na, das ist ja mal ein cleveres Reframing: omni-direktional … Nachfrage: Wohin läuft es denn dann von unten aus? Kommt es irgendwo an? Die Antwort: „Feedforward generiert hierarchieübergreifende Impulse und Anregungen.“ Alter Schwede! Damit wäre meine Frage beantwortet: Man will mich als Leser billigst auf den Arm nehmen! Und es ist noch nicht einmal lustig.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert