INSPIRATION: Teil 2 der Reihe „Was ist ein erfülltes Leben?“ Autor ist der weithin bekannte Friedemann Schulz von Thun, und nach der Wunscherfüllung geht es hier um die biografische Erfüllung (Der Schatz unseres (Er-)Lebens). So viel sei versprochen: Auch wenn das alles nicht so ganz neu ist – hilfreich ist es allemal, um sich über das eine oder andere klar zu werden.
Die erste wesentliche Erkenntnis: Ein erfülltes Leben heißt nicht unbedingt, ein durchweg glückliches Leben. Wie viele Menschen haben schlimme Erfahrungen gemacht, die mitunter viele Jahre betrafen. Auch sie können ein erfülltes Leben gehabt haben. Die zweite Erkenntnis: Entscheidend ist nicht nur, was man in seinem Leben erlebt hat, sondern auch, wie man das Erlebte verarbeitet hat.
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Ein kleines Modell hilft – und zwar in Form eines Vier-Felder-Schemas. Auf der einen Achse geht es darum, ob wir selber aktive Urheber eines Geschehens waren oder ob es uns „zugestoßen“ ist. Auf der zweiten Achse geht es darum, ob es ein schmerzhaftes oder ein beglückendes Ereignis war.
Und schon geht es los mit der Selbstreflexion. Schauen Sie einmal zurück und fragen sich, was Sie in Ihrem Leben angestoßen, entschieden, bewältigt haben, auf das Sie stolz sind. Das sind die glücklichen Momente, für die Sie selbst gesorgt haben. Und dann fragen Sie sich, wie Sie diese Ereignisse verarbeitet haben. Es gibt zwei Extreme: Sie schreiben alles dem Zufall zu (Vernichtung des Erfolgs) oder Sie machen ein „narzisstisches Bohei um die eigenen Heldentaten“. Oder Sie genießen diese Erlebnisse mit stillem Stolz.
Alles mit „Sch“
Dann gibt es die Erlebnisse, auf die wir alles andere als stolz sind. Die uns unangenehm sind, die wir bedauern. Alles, was mit „Sch“ anfängt: Schimpf und Schande, Schuld und Schmach, Scham und Scheitern. Die Frage lautet wieder: Wir haben wir diese „Fehler“ verarbeitet? Verleugnen und rechtfertigen wir sie nach dem Motto: Da konnte ich nichts für! Eventuell sogar verbunden mit einem Hass auf diejenigen, die angeblich daran schuld waren. Oder gar mit Selbsthass. Oder stehen wir dazu und können uns diese Fehler selbst verzeihen, weil wir akzeptieren, dass wir nicht perfekt sind?
Feld Nr. 4 ist das mit den schlimmen Dingen, die uns zugestoßen sind. Die vielleicht immer noch schmerzen, die uns nach wie vor wütend machen, weil wir hier unverschuldet zum Opfer wurden. Wichtig ist hier anzuerkennen, dass wir tatsächlich zum Opfer werden können. Selbstmitgefühl ist eine Möglichkeit der Verarbeitung. Und statt Rache oder, so paradox das klingen mag, Scham wäre Vergebung eine Möglichkeit, wieder froh werden zu können.
Roman des Lebens
Und schließlich das Feld mit den Dingen, die uns unverhofft geschenkt wurden, sei es durch einen Zufall, durch andere Menschen, das Schicksal – was auch immer. Hier gilt es dankbar zu sein, diese Geschenke anzunehmen und eben nicht gekränkt zu sein, dass ich nicht die Lorbeeren ernten kann.
Wer mit diesem kleinen Schema auf sein Leben zurückblickt, wird, so Schulz von Thun, sich leichter tun, „den Roman seines Lebens zu verfassen“. Er wird vielleicht einen roten Faden, Verbindungen zwischen den Erlebnissen aufdecken. Oder einfach nur mit Staunen auf das Zurückschauen, was sein Leben bisher ausgemacht hat. Und vielleicht interessanter, als es auf den ersten Blick aussieht.