21. November 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Den Kopf in den Sand

INSPIRATION: Die Idee von New Work hat – auch durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene breite Umsetzung von „Home Office“ – Eingang in die Unternehmenspraxis gefunden. Doch wie weit sind wir damit gekommen? Und was wird sich ändern, wenn wir demnächst wieder größere Bewegungsfreiheit genießen können, also die Mitarbeiter auch wieder vermehrt zurück in die Unternehmen kommen? Diesen Fragen ging – jenseits des schon etablierten „New Work“-Barometers – eine HR-Report 2021 genannte Untersuchung von Hays und dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) nach (New Work wird (unbewusst) ausgebremst).

Insgesamt wurden dazu 1.046 Fach- und Führungskräfte in der DACH-Region befragt. Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Zwar hat die Krise zeit- und ortsunabhängige Arbeitsmöglichkeiten gepusht, doch jetzt müssten die Erfahrungen zunächst einmal vernünftig ausgewertet werden. Stattdessen sieht man sich in den Unternehmen offensichtlich mit einer Neiddebatte konfrontiert. Denn es konnten ja nicht alle Mitarbeiter in die Heimarbeit wechseln. Die, die vor Ort arbeiten mussten, weil es nicht anders ging (bspw. in der Produktion), geben sich unzufrieden.


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Führungskräfte und Flexibilität

Mehr als die Hälfte der Führungskräfte äußern allerdings generell, sich mit dem Thema Flexibilität schwer zu tun. So zeigt sich, die New Work-Philosophie selbst hat durch die Krise nicht unbedingt Auftrieb erhalten. Alte Einstellungen haben überlebt: Was so eine richtige Führungskraft ist, die ist vor Ort! Präsenz ist Kultur. Das wird so erwartet, das haben wir schon immer so gemacht, in wessen Büro brennt auch weit nach Feierabend noch Licht? Flexibilität und Virtualität sind anscheinend an vielen Orten die Ausnahmen.

Gravierender noch zeigt sich mit Blick auf die New Work-Philosophie im Einzelnen: 71% der Führungskräfte wollen keine Macht an ihre Mitarbeiter abgeben. Knappe 60 % wollen die Mitarbeitenden auch nicht an Entscheidungen beteiligen. Die Begründung: Man wolle diese nicht überfordern. Komisch nur, dass lediglich 44% der Mitarbeiter Überforderung fürchten. Hier passt offensichtlich einiges nicht zusammen. Gerade jetzt käme es darauf an, die neuen Möglichkeiten weiter zu nutzen und eine Bandbreite an Arbeitsformen zu etablieren. Stattdessen rufen jetzt die Führungskräfte ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro – so als ob nichts gewesen wäre und man einfach da weiter machen könnte, wo man Anfang 2020 aufgehört hat …

Was wird jetzt geschehen? Werden die Mitarbeiter das klaglos mit sich machen lassen? Ich glaube kaum! Natürlich wird ein kleiner Teil sich fügen. Aber der größere Teil wird sich die neuen Freiheiten nicht nehmen lassen wollen. Zumindest zwei bis drei Tage in der Woche werden sie sich Home Office erhalten wollen. Und es spricht ja nichts dagegen. Selbst den Mitarbeitern in der Produktion kann durch Digitalisierung, die doch eh im Pflichtenheft steht, geholfen werden. Das wird heftige und langwierige Diskussionen geben! Und dann gibt es da noch den Anteil an Mitarbeitern, die hoch qualifiziert, motiviert und selbstbewusst sind: Die will man jetzt per Anweisung heimholen? Ich glaube ich träume! Der Arbeitsmarkt hat sich längst zum Bewerbermarkt gedreht, ist in weiten Teilen leergefegt – und die Unternehmen, die schon lange „den Schuss“ gehört haben, winken mit attraktiven Angeboten. Zeit aufzuwachen und den Kopf aus dem Sand zu ziehen!

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