2. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Eine Frage der Werte

INSPIRATION: Was haben ein Designer, der für Facebook als „freier Angestellter“ arbeitet, und die Müllwerker in Berlin gemeinsam? Auf den ersten Blick herzlich wenig. Aber beide schätzen ihre Arbeit und ihre Situation als Angestellte. Wie passt das?

Die beiden so unterschiedlichen „Mitarbeiter“ werden in der Brand eins vorgestellt. Der Designer arbeitete bei einer Werbeagentur, dort, wo man eigentlich vermuten sollte, dass die Kreativität der Mitarbeiter das höchste Gut darstellt. Aber dem war nicht so. Keiner seiner Entwürfe wurde akzeptiert, also spielte er die meiste Zeit Schach. Wozu sich anstrengen? Irgendwann hatte er die Nase voll und verfolgte eine „verrückte“ Idee. Er beklebte auf eigene Kosten Werbeplakate in New York mit leeren Sprechblasen.

Die Aktion war ein voller Erfolg. Es hagelte Job-Angebote, sein Weg führte ihn irgendwann zu Facebook. Auch dort wäre er fast gescheitert. Aber nicht, weil seine Ideen nicht gefielen, sondern weil er als Chef zu autoritär war. Facebook warf ihn jedoch nicht raus, sondern er kann nun als freier Angestellter einfach seine Ideen verfolgen. Eine unglaublich klingende Geschichte? „Er steht für die kleine Gruppe hochbegehrter Arbeitnehmer, die nicht eingestellt werden, weil sie auf ein gewünschtes Anforderungsprofil passen, sondern weil sie irgendetwas so gut können, dass innovative Unternehmen nicht auf sie verzichten wollen.“

Sieh mal an, auch das funktioniert. Offenbar ist der Designer kein Unternehmer-Typ. Er hat keine Lust, sich um Umsatz, Gewinn, Vertrieb und ähnliches Gedanken zu machen. Und sonderlich sozial kompatibel scheint er auch nicht zu sein. Er möchte das tun, was er am besten kann, und schätzt es, hierfür ein festes Gehalt zu bekommen. Zwei Werte, die uns im Arbeitsleben bisher eher als unvereinbar gelten: Freiheit und Sicherheit.

Was das mit Müllwerkern zu tun hat? In Berlin bekam die Stadtreinigung bei einer Ausschreibung für 50 Stellen über 1000 Bewerbungen. In dem Beitrag der Brand eins (Ich bin Müllwerker, wer ist mehr?) schwärmen die Angestellten von ihrem Job und dem Arbeitsklima. Sie werden gut bezahlt, haben einen sicheren Arbeitsplatz und gehen einer sinnvollen Tätigkeit nach. Zudem erfahren sie offenbar weitaus mehr Wertschätzung als so mancher Bankangestellte. Oder als viele Handwerker. Denn ein Großteil der Müllwerker hat eine Ausbildung, aber genug davon, auf Knien durch Gebäude zu kriechen, Fliesen zu verlegen und sich ihre Gesundheit zu ruinieren. Die Werte hier: Sicherheit, Kollegialität und Gesundheit.

Mein Fazit: Entscheidend dafür, ob jemand mit seinem Job zufrieden ist, mehr noch, sogar stolz auf das, was er tut, ist, dass dieser zu seinen priorisierten Werten passt. Der Wert „Sicherheit“ scheint bei den beiden „Angestellten“ gleichermaßen wichtig, auch wenn sie sich ansonsten sehr unterscheiden. Dazu kommt der Wert „Sinn„. Es scheint sich herumzusprechen, dass dieser existenziell ist. Unternehmen, die sich schwer in Sachen „Unternehmenssinn“ tun, werden zunehmend Probleme bekommen, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Die Berliner Müllbetriebe gehören nicht dazu.

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