PRAXIS: Wenn wir mal wieder vor einer schwierigen Entscheidung stehen, dann stecken wir oft fest. Unser Denken ist blockiert, wir drehen uns im Kreis. Da kann es helfen, wenn der Coach oder Trainer „vier Freunde“ bittet, das Problem einmal aus einer ganz eigenen Perspektiven zu beleuchten.
Diese vier Freunde sind Staunen, Humor, Mut und Skepsis. Das Vorgehen beginnt mit der Zielformulierung, wobei wie stets wichtig ist, dass das Ziel erreichbar, positiv formuliert und natürlich im eigenen Kontrollbereich liegen sollte.
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Anschließend finden vier Dialoge statt. Dabei setzt sich der Coach nacheinander auf einen von vier Stühlen, die jeweils mit einer Karte bestückt sind. Auf ihnen steht „Der staunende Freund“, „Der humorvolle Freund“, „Der mutige Freund“ und „Der skeptische Freund“. Dabei sichern alle dem Ratsuchenden absolute Loyalität zu, versprechen aber auch, offen, direkt und manchmal auch provokativ zu sein.
Der Coach setzt sich auf den ersten Stuhl und stellt sich als „staunender Freund“ vor: „Du kennst mich als jemanden, der die Welt oft mit großem Erstaunen betrachtet. Ich würde dir gerne meine Wahrnehmung mitteilen und einige Fragen stellen:“
- Worüber ich an deiner Situation vor allem erstaunt bin …
- Was mich wundert …
- Was würde wohl andere an deiner Situation erstaunen?
- Worüber wunderst du dich selbst am meisten in deiner Situation?
Dann wechselt er den Stuhl und stellt sich als „humorvoller Freund“ vor: „Du weißt, dass ich die Welt oft mit Humor betrachte. Du weißt auch, dass ich dich trotzdem ernst nehme. Ich habe folgende Anmerkungen und Fragen:“
- Natüriich nehme ich deine Situation ernst, aber worüber ich doch schmunzeln muss …
- Auf einen witzigen Aspekt an deiner Situation möchte ich dich aufmerksam machen …
- Erinnerst du dich an eine wichtige Entscheidung, die du humorvoll angegangen hast – wie hat dir das geholfen?
- Wenn du diese Situation bewältigt hast – worüber wirst du vermutlich dann schmunzeln?
Er wechselt zum „mutigen Freund“ und stellt sich vor: „Du kennst mich als entscheidungsfreudigen Freund, ich schiebe Bedenken manchmal auch zu schnell beiseite. Ich habe auch einige Kommentare und Fragen:“
- An deiner Stelle hätte ich mich vermutlich schon für diesen Weg entschieden, aber vielleicht hätte ich dann etwas Wesentliches übersehen …
- Du hast in anderen Situationen auch schnell und mutig entschieden, deshalb überlege ich, was das Besondere an dieser Situation ist, dass dir diesmal die Entscheidung schwerer fällt.
- Wann hast du mal in einer Situation mutig und zügig entschieden? Was war da anders?
- Wenn du jetzt, heute, entscheiden müsstest – wie würde die Entscheidung ausfallen?
- Was fehlt dir im Augenblick noch, um eine Entscheidung zu treffen?
Und schließiich der skeptische Freund: „Du weißt, dass ich eher vorsichtig und skeptisch bin und vielleicht damit manchmal übertreibe.“
- Gibt es Aspekte, die du vielleicht übersehen hast? Die du noch nicht überprüft hast?
- Da du zögerst, ist das sicherlich ein Hinweis, dass du etwas als besonders wichtig bewertest und der Moment für eine Entscheidung der falsche ist.
- Kann es sein, dass dein Zögern auch etwas bewirkt, was du eigentlich vermeiden möchtest?
- Als du zuletzt bei einer Entscheidung gezögert hast – inwiefern hast du davon profitiert?
- Auch wenn du jetzt zögerst – gibt es etwas, dass dir jetzt schon eigentlich klar ist?
Wenn der vierte Dialog beendet ist, werden die Antworten gemeinsam reflektiert. Fragen dazu könnten sein:
- Welche Aussagen und Fragen haben dich besonders zum Nachdenken gebracht?
- Welche Hinweise und Perspektiven waren besonders hilfreich?
- Wenn es eine Lösung gibt – welcher der Freunde hat dann am meisten dazu beigetragen?
- Was sind die im Moment bevorzugten Schritte zu einer Lösung?
(nach: Jürgen Wessel – Gespräch mit vier Freunden. Training aktuell, 6/2016, S. 18-20)