9. Dezember 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Coaching mit Defusion

PRAXIS: Mitunter leiden wir unter hinderlichen Denkmustern, auch „Glaubenssätze“ genannt. Keine neue Erkenntnis. Ebenso wissen wir, dass diese Muster häufig tief verwurzelt sind, irgendwann vor langer Zeit „erworben“ und bis in die Gegenwart wirksam. Und eben leider oft auch falsch. Oder besser: Untauglich.

Ob man sie jemals ganz ablegt, ist fraglich. Sich von ihnen zu distanzieren, ihnen weniger Macht zu geben, wäre schon ein Anfang. Dabei hilft die folgende Coaching-Technik, die auf den Erkenntnissen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) basiert. Diese geht davon aus, dass Leid entsteht, „wenn Menschen mit ihren Gedanken verschmelzen.“ Und sie kennt sechs kognitive Fusionen (Verschmelzungen):


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  • Fusion mit der Vergangenheit wie z.B. „Früher war alles besser“
  • Fusion mit der Zukunft wie z.B. „Das werde ich wieder nicht schaffen“
  • Fusion mit dem Selbstkonzept wie z.B. „Ich bin ein Pessimist“
  • Fusion mit Gründen wie z.B. „Ich bin zu überlastet, um …“
  • Fusion mit Regeln wie z.B. „Wenn das jeder machen würde …“
  • Fusion mit Urteilen wie z.B. „Ich bin zu unmusikalisch“

Wie kann man als Coach dem Coachee helfen, sich von solchen Gedanken zu distanzieren? Indem man diese zunächst „als temporäre Ereignisse betrachtet, nicht als absolute Wahrheiten“.

Das Vorgehen in 6 Schritten

  1. Wahrnehmen des Gedankens (Detect): Der Coachee wird gebeten, an die Situation zu denken und sich in sie hineinzuversetzen. Dann soll er beschreiben, was ihm in dieser Situation durch den Kopf ging. Etwa: „Das ist total unfair!“.
  2. Benennen der kognitiven Verstrickung (Explicate): Der Coach benennt diesen Gedanken, indem er ihn als „separates Wesen“ behandelt: „Ihr Verstand hat Ihnen gemeldet: Das ist unfair, so etwas würdest du dir nie herausnehmen. Wehr dich!“. Oder humorvoll: „Da hat sich Ihr Verstand schützend vor Sie geworfen und verhindert, dass Sie ungerecht behandelt werden.“
  3. Klären des Kerngedankens und der Emotion (Focus): Fragen dazu sind: Welcher Gedanke ist in solchen Situation vorherrschend? Was empfinden Sie dabei? Mögliche Antwort: „Das regt mich maßlos auf, ich werde sauer. Der Gedanke ist, dass ich mir so etwas nie erlauben würde.“
  4. Bewerten der Nützlichkeit (Unnecessary): Die Frage lautet: Wenn Ihnen Ihr Verstand meldet, dass Sie unfair behandelt werden – wie nützlich ist dieser Gedanke in Hinsicht auf das, was sie erreichen wollen? Wie sehr wird er Ihnen in Zukunft helfen, Sie Ihren Zielen näher zu bringen?
  5. Distanzieren (Separate): Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.
    • Gedanke als Objekt betrachten: Wenn der Gedanke ein Objekt wäre, welche wäre das? Aus welchem Material? Wo befindet es sich?
    • Gedanke als Eigenschaft: Wenn der Gedanke eine Geschwindigkeit wäre, wie schnell wäre er? Wenn er eine Farbe wäre, welche wäre das? (ein Auto, ein Tier…)
    • Museum: Der Coachee wird gebeten, sich vorzustellen, er geht durch ein Museum, in dem seine Gedanken wie Bilder aufgehängt sind. Es soll sie betrachten wie ein neutraler Besucher.
    • Gedanken sprechen: Der Coachee spricht den Gedanken aus, mehrfach, hintereinander, ohne Pause, etwas 60 Sekunden lang. Dann mehrmals ganz langsam, gedehnt. Oder mit hoher, piepsiger Stimme mehrmals hintereinander.
    • Gedanken singen: Der Coachee singt den Gedanken zu einer einfachen, bekannten Melodie.
  6. Reflexion (Examine): Der Coachee wird gebeten nachzudenken, wie es um sein aktuelles Befinden steht.

Nach: Daniela Elsner – Defusion als Coaching-Technik. Coaching Magazin, 01/2024, S. 34-38

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