PRAXIS: Eine sehr schöne Idee, um auch kleine Fortschritte und Erfolge sichtbar und erlebbar zu machen. Dieses „Tool“ kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppencoaching eingesetzt werden. Teams können es ebenso zur eigenen Entwicklung und zur Stärkung des Wir-Gefühls nutzen (Glass of Success). Ob in einem Arbeitsteam, in „privaten“ Gruppen oder auch im familiären Umfeld – oft fokussieren wir sehr auf die negativen Nachrichten, die Herausforderungen und Probleme. Das Genießen von Glücksgefühlen kommt häufig zu kurz.
Die Idee ist schlicht: Man nehme ein mittelgroßes Glas (z.B. eines, das zum Aufbewahren von Bonbons dient und deponiere es dort, wo es für alle Beteiligten gut sichtbar und erreichbar ist. Dazu stelle man bunte Zettelchen zur Verfügung, gerade so groß, dass ein Satz darauf passt. Die Fragestellung ist flexibel: Hat man sich selbst z.B. ein Ziel gesteckt oder mit dem Coach vereinbart, dann dient das Glas dazu, kleine Fortschritte zu notieren. Wann immer man das Gefühl hat, man ist ein Schritt weitergekommen, wird es Zeit für einen Zettel. Das gilt auch für Teams, die sich bestimmte Ziele gesetzt haben.
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Fortschritte visualisieren
Genauso aber kann die Fragestellung im Team lauten, einfach nur positive Erlebnisse im Team zu notieren und im Glas zu deponieren. Dadurch, dass das Glas transparent ist, können alle erkennen, das jemand etwas Schönes erlebt hat, allein das kann schon positive Assoziationen wecken, auch wenn man noch nicht weiß, was auf den neuen Zetteln steht. Und es wird Neugierde geweckt, das steigert die Spannung.
Ist das Glas voll bzw. das Ziel erreicht, wird es gemeinsam geöffnet und die Sätze gegenseitig vorgelesen. Dabei gilt (ganz wichtig!): Nichts wird kommentiert oder gar bewertet – einfach nur vorlesen und genießen. Gefeiert werden darf natürlich. Anschließend gibt es auch wieder einige Möglichkeiten: Aus den Zetteln kann eine Collage erstellt und aufgehängt werden. Bestimmte Sätze werden vergrößert und aufgehängt. Zettel können fotografiert und auf T-Shirts gedruckt werden. Oder man erstellt ein Album mit all den Sätzen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber es kann auch sein, dass einfach der Erlebnis des schönen Momentes genügt und mit den Zetteln gar nichts mehr angestellt wird.
Im Einzelcoaching kann sich der Coach hin und wieder erkundigen, wie denn der Stand im Glas ist. Nach einem vorab vereinbarten Zeitraum bringt der Coachee das Glas mit, er liest die Sätze vor und breitet sie auf dem Tisch aus. Sie dienen als Grundlage zur weiteren Reflexion, zu der der Coach durch Fragen anleitet. Auch hier können die Zettel weiter verwendet werden – was immer dem Coachee gut tut.
Variationen
Denkbar ist, jedem Teammitglied eine bestimmte Farbe zuzuordnen. Das kann die Aufmerksamkeit aller erhöhen, schöne Momente wahrzunehmen und zu notieren. Würde ich allerdings in einem eher wettbewerbsorientierten Umfeld eher nicht machen. Ebenso könnte man die Farben bestimmten Themen zuordnen bzw. Teilzielen, dann lässt sich schon von außen erkennen, bei welchem Thema es Fortschritte gibt und wo es möglicherweise nicht so gut voran geht.
Ein letzter Tipp: Geben Sie dem Glas einen eigenen Namen. Dieser könnte zu Beginn gemeinsam gesucht werden, er könnte zur Nutzung und zum Herausbilden eines gemeinsamen Rahmens beitragen. Ob das nun „Motivationsglas“, „Erfolgsglas“ oder „Bonbonglas“ heißt oder ein Name ist, der mit einem bestimmten Ziel in Zusammenhang steht – auch hier ist der Gruppenprozess entscheidend. Wobei im Einzelcoaching die Namensfindung ebenfalls hilfreich sein kann.