24. August 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Ich bin, weil wir sind

INSPIRATION: Mein Kollege Thomas Webers ist in Sachen Philosophie weitaus versierter als ich, aber er ist auf den Beitrag in der OrganisationsEntwicklung nicht angesprungen. Dort gibt es die Serie „Vordenker*innen der Organisationsentwicklung“, in dieser stellt Frank Wippermann Professor Lovemore Mbigi und das Konzept „Ubuntu im Management“ vor. Das ist Zulu und bedeutet Menschlichkeit – Gemeinsinn. Noch nie gehört?

Beide Begriffe haben mich neugierig gemacht – gerade in der heutigen Zeit. Außerdem der Satz des Forschers aus Simbabwe, dass es für ihn darum gehe, die Dominanz der herkömmlichen Managementtheorien endgültig zu überwinden. Gemeint ist nicht nur die angloamerikanische, sondern auch die asiatische Managementtheorie. Die Alternative? Eine eigenständige Managementphilosophie in der Subsahara.


Anzeige:

Lösungsfokussiertes Arbeiten mit Teams! In einem 2tägigen Seminar für Coaches und Berater:innen lernen Sie diesen erfolgreichen Ansatz von Ben Furman erfolgreich in die Praxis umzusetzen und schließen mit dem internationalen Zertifikat Reteaming®-Coach ab! In Deutschland nur hier: Zur Webseite...


Was könnte das sein? Der Ansatz lässt sich eigentlich leicht zusammenfassen: Es geht um die „verbindende Kraft der Gemeinschaft“. Diese kommt in Südafrika in allem zum Ausdruck: Bei der gemeinsamen Arbeit, beim Tanz, beim Gesang, beim Erzählen von Geschichten, „im Teilen von Mitgefühl“, bei Feiern. Der Grundgedanke dahinter: „Ein Mensch wird durch andere Menschen zum Menschen“.

Wettbewerbsvorteil Gemeinschaftssinn

Das soll im Kern auch in Organisationen gelebt werden – der Managementansatz fußt auf der gegenseitigen Abhängigkeit der Menschen, und das kommt zum Ausdruck, betont durch „Konsensdemokratie, Solidarität und Fürsorge.“ Dem Managementvordenker Mgibi sei klar gewesen, dass Ubuntu „als idealistisch-romantisches Ansinnen herabgetan werden kann“. Aber er war wohl davon überzeugt, dass gerade in diesem Gemeinschaftssinn ein Wettbewerbsvorteil liegt und Afrika seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff bekommen könnte.

Das hat auch Auswirkungen auf Change-Vorhaben. Nicht heroisch und visionär von oben gestartet (Nordamerika), durch Schaffung unterstützender Strukturen (Europa) oder durch Zusammenarbeit und Organisationskultur (Fernost), sondern durch „Schaffung von Harmonie zwischen dem Einzelnen und seine Gemeinschaft sowie mit der Natur und insbesondere mit den Geistern der Vorfahren“.

Kein Erfolgsmodell?

Klingt vermutlich für viele Leser eher esoterisch. Ein Fallbeispiel der „Eastern Highlands Tea Estates (EHTE)“ soll zeigen, dass es in der Praxis funktioniert. Dabei zogen 20.000 Menschen aus kleinen Städten in selbstverwaltete Dörfer um, entschieden im Konsens, selbstgesteuerte Komitees widmeten sich Themen wie Gesundheit, Bildung, Sicherheit und Chor. Auf Festivals wurden die Ernten gefeiert und Erfahrungen in Form von Geschichten geteilt ebenso wie die Vision und die Strategie der Organisation. Es wurde gemeinsam gesungen, getanzt und gegessen. Das Modell war erfolgreich, aber wirtschaftliche und politische Krisen setzten all dem ein Ende. Weitere Beispiele für Ubuntu in afrikanischen Organisationen finden sich im Originalartikel.

Die Teeproduktion der EHTE gehören heute einem britischen Konzern, von dem Modell ist nicht viel übrig geblieben. Also alles andere als eine Erfolgsgeschichte und doch kein eigenständiges Management-Modell für Afrika? Ich bin mir da nicht so sicher und denke, es würde vielen Organisationen gut stehen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und Gemeinschaft, Solidarität und gemeinsames Feiern nicht als idealistische, romantische Spinnerei abtun.

Teile diesen Beitrag:

Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

Alle Beiträge ansehen von Johannes Thönneßen →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert