INSPIRATION: Kürzlich ereiferte sich ein Bekannter bei mir darüber, dass während eines Online-Meetings seines Teams ein Kollege offenbar auf einem Fahrradergometer saß und fröhlich vor sich hinstrampelte, während der Rest der Gruppe am Schreibtisch saß und aufmerksam der Diskussion folgte.
Ich musste schmunzeln, als ich jetzt den kurzen Kommentar in der Wirtschaftswoche las (Bügeln im Büro). Der Autorin erging es offenbar ganz genauso: Eine Freundin klagte, dass eine Kollegin“heimlich“ nebenbei bügelte. Klarer Fall von Respektlosigkeit, würde man meinen. Kein Wunder, wenn Unternehmen ihre Leute zurück ins Büro holen. Am Konferenztisch versammelt ist es schwierig, ein Bügelbrett aufzustellen oder im Jogging-Anzug zu radeln.
Aber ist das auch sinnvoll?
Mal abgesehen von all den anderen Gründen – was genau ist dagegen einzuwenden, wenn während des Meetings geradelt, gebügelt, gestrickt oder Wäsche gefaltet wird? Bekanntlich kommen uns oft während einer Routinetätigkeit die besten Gedanken. Manche Unternehmen setzen angeblich deshalb auf Walking-Meetings. Dann greifen die Teilnehmer zum Smartphone und spazieren während des Calls durch den Park. Und fühlen sich immer noch schlecht dabei, während „der Arbeit“ spazieren zu gehen.
Na gut, werden einige sagen, ein Spaziergang während der Telefonkonferenz mag ja noch angehen – aber Bügeln oder Joggen während des Video-Meetings? Wie kommt das denn bei den anderen an? Aber da wäre ein weiteres Argument. Hand auf’s Herz – was machen denn diejenigen, die brav vorm Bildschirm sitzen und aufmerksam zuzuhören scheinen? Könnte es sein, dass sie mal so ganz nebenbei ihre Mails sichten, diese aussortieren, vielleicht sogar beantworten? Und damit ziemlich nicht bei der Sache sind?
Der Arbeitsplatz der Wissensarbeiter
Schöner Satz: Der Arbeitsplatz der Wissensarbeiter ist weder zu Hause noch im Büro, sondern zwischen den Ohren. Und er funktioniert gut, während wir Routineaufgaben erledigen. Aber sicher sind wir nicht bei der Sache, während wir gleichzeitig andere Denkaufgaben bearbeiten.
Da wäre es doch mal gut, genau die Problematik anzusprechen. Ganz offen darüber reden, was okay ist und was nicht, welche Tätigkeiten toleriert werden und welche tabu sind. Aber auch darüber, wie notwendig ein Meeting überhaupt ist, wenn ein Großteil der Teilnehmer es sich erlauben kann, während des Treffens Mails zu bearbeiten.