13. März 2025

Management auf den Punkt gebracht!

In der Luft

KRITIK: Kennen Sie den Film „Up in the Air“? Darin kündigen sich neue Zeiten an: Mitarbeitern wird per Videotelefonat die Kündigung überreicht. Da muss der externe Personaler nicht mehr durch’s Land fliegen. Funktioniert am Ende nicht. Wie sieht das dann mit Video-Einstellungsinterviews aus?

Ein Beitrag in der Wirtschaftspsychologie-aktuell hat sich eine Reihe von Studien zu dem Thema vorgenommen (Tücken der Technik – die Vorteile persönlicher Vorstellungsgespräche) und kommt zu dem Ergebnis, dass das „echte“ Gespräch nach wie vor unschlagbar ist. Soll heißen: Auch wenn in einzelnen Studien das Telefoninterview auf ähnliche Validitätwerte kam und für Video-Gespräche vergleichbare Untersuchungen noch fehlen, so gibt es einige Hinweise darauf, dass letztere einige Nachteile haben.


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Ein Problem ist, dass die „Leistungen“ der Bewerber in Videogesprächen schlechter eingeschätzt werden oder sie auch tatsächlich „schlechter“ sind. Die Bewerber können sich nicht so darstellen, wie ihnen das im Face-to-Face-Interview gelingt. Das könnte daran liegen, dass z.B. der Blickkontakt eingeschränkt ist, bestimmte nonverbale Signale wie ein Lächeln oder Kopfnicken zum eigenen Vorteil einzusetzen schwieriger ist. Auch das Einschätzen der Emotionen des Gesprächspartner fällt schwerer.

Was zu der Empfehlung führt, dass man, wenn man schon auf diese Technik setzt, alle Bewerber durch das gleiche Verfahren schickt, also nicht einen Teil per Video, den anderen in „echt“ befragt, um so für Vergleichbarkeit zu sorgen.

Es zeigt sich zudem, dass die Bewerber unterschiedlich kritisch auf die neuen Technologien reagieren – wer mit Videokonferenzen vertrauter ist, der aktzeptiert sie eher und wird sich auch leichter tun, was sich auf die Bewertung auswirken wird. Dagegen könnte man einwenden, dass man nie die unterschiedlichen Erfahrungen von Menschen ausblenden kann: Wer schon viele Bewerbungsgespräche geführt hat, der dürfte ja auch einen Vorteil haben. 

Fest steht, dass die Technik als eine Art Barriere empfunden wird. Erst recht, wenn man die Bewerber mit einem Avatar sprechen lässt – soll es auch schon geben. Dann stellt eine Maschine die Fragen, ganz sicher jedem Bewerber die gleichen (damit es auch wirklich fair zugeht). Die Antworten der Bewerber können aufgezeichnet und später ausgewertet werden. Seltsame Vorstellung?

Wird alles kommen, davon bin ich überzeugt. Und irgendwann auch wieder eingestellt, ich kann mir nicht vorstellen, dass man ganz auf den persönlichen Kontakt verzichten wird. Inwieweit man dann durch eine wie auch immer geartete Vorauswahl mit Hilfe von technikunterstützten Verfahren eigentlich geeignete Kandidaten ausgeschlossen hat, dürfte eine Frage sein, die noch oft untersucht werden wird.

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