7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Innenweltbegehung

PRAXIS: Wenn wir vor einer schwierigen Entscheidung stehen, kann es helfen, sich die verschiedenen Aspekte der Entscheidungssituation nicht nur aufzuschreiben, sondern im Raum zu visualisieren. Um anschließend die einzelnen Positionen physisch einzunehmen und dabei auf unsere körperlichen Reaktionen zu achten. Der Coach hilft bei der Strukturierung, beobachtet aufmerksam und regt zum Perspektivenwechsel an.

Das Vorgehen wird von Dorothe Fritzsche im Coaching-Magazin anschaulich an einem Fallbeispiel beschrieben (Dreidimensionale Innenweltbegehung). Nachdem der Coachee sein Anliegen formuliert hat, ist der weitere Ablauf wie folgt:


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Der Ablauf

  1. Der Coachee benennt mit Unterstützung des Coachs die wesentlichen Faktoren, die für die Entscheidung eine Rolle spielen. Das können Personen sein, Orte, Zeitabschnitte, Ziele und Werte usw. Diese werden einzeln auf Karten geschrieben.
  2. Sodann werden die Karten auf dem Boden ausgelegt. Dazu kann der Coach eine Struktur vorschlagen, z.B. nach den Kriterien Dringlichkeit, Relevanz, Nähe, Distanz usw. Wenn alle Faktoren ausgelegt sind (hierfür wird ein freier Platz von ca. zwei mal zwei Metern benötigt), schaut sich der Coachee die ausgelegten Faktoren von einer zentralen Position aus an. Der Coach fragt, ob die Karten gut und richtig liegen. Der Coachee arrangiert sie bei Bedarf neu oder nimmt Änderungen vor.
  3. Der Coachee betrachtet nun das Feld, während der Coach ihn dabei beobachtet, z.B. wohin sein Blick geht, wie sich Mimik und Körpersprache verändern. Schon dieser Blick von außen auf die eigene Innenwelt führt oft zu ersten Einsichten.
  4. Nun werden die Faktoren zu Clustern geordnet, die dabei zur Sprache kommenden Aspekte bzw. Kriterien notiert der Coach wiederum auf einzelnen Karten. Zusammengehörige Aspekte finden sich auf gleichfarbigen Karten wieder. Diese werden zu den Faktoren gelegt, so dass ein Überblicksbild entsteht über die wesentlichen Alternativen der Entscheidung (z.B. aktueller Arbeitgeber, alternativer Arbeitgeber,  Selbstständigkeit, Auszeit etc). Der Blick auf diese Landkarte kann wieder zu Einsichten und emotionalen Reaktionen führen, die der Coach beobachtet.
  5. Nun beginnt die „Innenweltbegehung“. Der Coachee stellt sich nacheinander auf die Karten mit den Clustern und erzählt, was er dabei körperlich empfindet, welche Gefühle und Gedanken auftreten. Dabei steht er tatsächlich auf den Karten, nicht daneben, und beschreibt seine Empfindungen.
  6. Nachdem alle Positionen begangen wurden, kann der Coach unterschiedliche Interventionen vornehmen:
    • Er bittet den Coachee, sich auf eine Position zu stellen und von dort eine andere zu betrachten.
    • Er verschiebt Faktoren, so dass diese eher frontal oder seitlich oder näher an einem Cluster liegen.
    • Er entfernt einzelne Faktoren, ohne das konkret anzukündigen („Ich versuche mal was, schauen Sie bitte einfach nur hin!“). Was eine einschneidende Erfahrung darstellen kann.
    • Er bittet den Coachee, sich das ganze Feld aus größerer Distanz anzuschauen (z.B. mit dem Hinweis, wie es wohl aussieht, wenn er die Fragestellung aus einem zeitlichen Abstand betrachten würde).

Bei all dem hält sich der Coach eher zurück, beobachtet, erfragt Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken und lässt dabei ausreichend Zeit und Raum. Und vertraut darauf, dass früher oder später Lösungen und Einsichten aufblitzen.

(Nach: Dorothe Fritzsche – Dreidimensionale Innenweltbegehung, Coaching-Magazin, 4/2019, S. 39-42)

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