PRAXIS: Eigentlich schon fast langweilig, so oft haben wir das gelesen. Aber wird die Idee auch irgendwo konsequent umgesetzt? Eine Münchener Agentur, die sich um Krisenkommunikation kümmert, schaltet jeden Morgen von 10.00 bis 12.00 Uhr alle Telefone ab. Der Inhaber hatte selbst diese Idee und fand sie trotzdem ziemlich verrückt (Jetzt mal ganz in Ruhe!). Aber sie passte zum Unternehmen, das sich auch sonst verrückte Dinge einfallen lassen muss. Also warum nicht?
Der Ansatz ist ja nicht neu: Weil wir ständig unterbrochen werden, selten ungestört mal eine Stunde nachdenken oder Dinge in Ruhe erledigen können, macht man solche Ruhephasen zur Pflicht. Die Organisation sorgt dafür, dass Störungen unmöglich sind, indem sie die Telefone und Smartphones abschaltet, E-Mails verhindert, Social Media Kanäle ausblendet und sogar gegenseitige Besuche und Anklopfen untersagt. Und das jeden Tag für zwei Stunden – zu einer Zeit, in der sonst richtig viel los ist.
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Es ist die Konsequenz, mit der die Agentur das durchzieht, die beeindruckt. Zumal ja gerade ihre Dienstleistung rasches Reagieren erfordert, denn wenn ein Kunde vor einem Kommunikations-Gau steht und schnell reagieren muss, dürfte er sich schon wundern, wenn er in dieser Zeit niemanden erreicht.
Wenn Druck und Stress zu groß werden
Aber der Inhaber meinte es ernst, denn der Druck und der Stress waren zu groß geworden. Nun herrscht in diesen zwei Stunden völlige Stille. Fokuszeit nennt sich das, er selbst macht sich vorher eine To-do-Liste, dann kann er die beiden Stunden am besten nutzen. Seine Erfahrung: Früher hat er 53 Stunden pro Woche gearbeitet, jetzt sind es nur noch 43. Tatsächlich sollte man das mal bei sich selbst testen: Wer zwei Stunden reserviert, in denen er nicht abgelenkt ist, schafft unglaublich viel weg und wundert sich später, dass plötzlich mehr Zeit übrig bleibt. Wer hingegen zulässt, dass er immer wieder unterbrochen wird, landet am Ende dabei, dass er Arbeit mit nach Hause nimmt, um sie endlich in Ruhe zu bewältigen.
Stellt sich die Frage, warum solche Konsequenz eher die Ausnahme ist. Ob die Angst dahinter steckt, etwas zu verpassen? Im entscheidenden Moment nicht erreichbar zu sein?