7. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Machtmissbrauch vorbeugen

INSPIRATION: Die Wirtschaftspsychologie aktuell hat dem Thema „Macht“ ein ganzes Heft gewidmet. In der Tat ist es aktueller denn je, wobei hier gar nicht auf die Phänomene auf der großen politischen Bühne eingegangen wird, sondern es deutlich theoretisch zugeht. Mit praktischen Konsequenzen.

Macht stellt etwas mit den Menschen an, die sie besitzen. Sie führt „generell zu Änderungen im Erleben und Handeln„. Die Folgen: Machtinhaber lassen sich verleiten, die eigenen Interessen durchzusetzen und andere Menschen zu instrumentalisieren (Agilität und Führung – eine Frage der Macht). All das erleben wir täglich, und nicht selten stehen wir fassungslos da, wie Menschen sich bzw. ihr Verhalten ändern, wenn sie plötzlich in eine Position gelangen, die ihnen Macht über andere verleiht.


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Lässt sich das verhindern? Wohl kaum, denn ob das geschieht, hängt zum großen Teil von der Persönlichkeit des Betreffenden und von seinen Erfahrungen im Umgang mit Macht ab. Ich kann mich an einen Seminarteilnehmer erinnern, der im Führungstraining in der Diskussion über angemessenes Führungsverhalten – ich glaube, es ging um aktives Zuhören – sagte: „Warum sollte ich das tun? Ich habe jahrelang unter miesen Vorgesetzten gelitten, jetzt bin ich mal an der Reihe.“

Für mich ist nach wie vor das geeignetste „Gegenmittel“ die Veränderung der Struktur. Vergibt man Positionen auf Zeit und verteilt die Entscheidungsbefugnisse auf mehrere Schultern (womit man die klassische Hierarchie in Frage stellt), können Menschen erst gar nicht ein eine Position gelangen, die ihnen Machtmissbrauch ermöglicht – zumindest würde es diesen erschweren.

Das hilft nun all jenen nicht, die innerhalb eines Systems arbeiten, in dem es immer noch viele dieser Positionen gibt. Hier sollte man schauen, ob die Positionsinhaber Macht eher als Gelegenheit oder als Verantwortung verstehen (Macht – Gelegenheit oder Verantwortung?). Erstere sind mit Vorsicht zu genießen, zweitere handeln deutlich überlegter, fairer, weniger risikofreudig und hören auch auf den Rat anderer.

Das Verständnis von Macht als Verantwortung lässt sich fördern. Es gilt, immer wieder hervorzuheben, wozu die verliehene Macht dient. Dabei sollen vier Ansätze helfen:

  1. Gemeinsame Ziele und Aufgaben setzen statt individuelle Ziele zu vereinbaren, zu belohnen und hervorzuheben.
  2. Wir-Gefühl erzeugen – zum Beispiel mit Trainings zur Teambildung und einer gemeinsam erarbeiteten Vision (für mich eigentlich identisch mit Ansatz 1)
  3. Regelmäßigen direkten Kontakt fördern – die Distanz, die oft zwischen den Mächten und den Abhängigen besteht, verringern, indem sie viel persönlichen Kontakt haben. Kommunikation per Mail und Telefon (oder Twitter) erleichtert Machtmissbrauch, wer sich mit seinem Gegenüber persönlich auseinandersetzen muss, ist da schon vorsichtiger.
  4. Aufmerksamkeit auf andere richten – wer sich vor Enscheidungen vor Augen führt, was diese für andere bedeutet, wird sich seiner Verantwortung eher bewusst. Hier könnte es helfen, „Macht“ tatsächlich zum Thema zu machen und aus der Tabu-Ecke herauszuholen. Eine Aufgabe für Personalentwickler, die vermutlich viel Kraft und Ausdauer benötigen, um ihre Vorstände von entsprechenden Maßnahmen zu überzeugen.
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