INSPIRATION: Die Zahl der Menschen, die mit einer Pflegeeinrichtung in Berührung kommen, dürfte aktuell und in naher Zukunft dramatisch steigen. Sei es, weil sie selbst pflegebedürftig werden, sei es, weil sie Eltern oder Verwandte in einer solchen Einrichtung mehr oder weniger regelmäßig besuchen. Ich persönlich kenne nicht allzu viele Menschen, die bei dem Gedanken in positive Stimmung geraten.
Die Probleme sind bekannt: Es mangelt an Personal! In 2023 fehlten 35.000 Pflegekräfte, bis 2040 wird die Zahl auf 380.000 geschätzt – allein in der stationären Pflege. Und das Image ist nicht das beste: Stress, wenig Lohn, wenig Anerkennung. Dramatisch, wenn man bedenkt, dass die Beschäftigten sich täglich um pflegebedürftige Menschen kümmern sollen.
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Und da gibt es eine Einrichtung, die regelmäßig zu den beliebtesten Arbeitgebern Deutschlands gewählt wird. In denen die Mitarbeitende die kollegiale Zusammenarbeit schätzen, in den sie das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. In der sie sogar bei persönlichen Sorgen Ansprechpartner finden. Und der Arbeitgeber im Notfall auch mal etwas Geld vorstreckt (Traumjob). In der der Grundsatz vom personenzentrierten Arbeiten tatsächlich auch in der Praxis gilt, und das nicht nur bezüglich der zu Pflegenden, sondern auch der Pflegenden.
Weniger fremdbestimmt
Wie kriegen die das hin? Es scheint fast zu banal zu sein, um überhaupt erwähnt zu werden. Gearbeitet wird in kleinen Teams von ca. 12 Kolleg*innen, die sich um 30 Bewohner*innen kümmern. Und diese Team organisieren sich weitestgehend selbst. Vor allem – und das scheint der eigentliche Knackpunkt zu sein – was die Arbeitszeiten angeht. Sie können bei der Einteilung der Schichten mitreden oder werden zumindest gefragt, wann sie nicht arbeiten wollen. Was dazu führt, dass sie sich weniger fremdbestimmt fühlen.
Das scheint das ganze Geheimnis zu sein. Gebt den Menschen die Möglichkeit, mitzugestalten, was ihre Arbeitsbedingungen betrifft. Dann klappt es auch im Pflegeheim. Denn auch das ist banal: Wer sich in seinem Umfeld wohl fühlt, der behandelt auch diejenigen gut, um die es hier letztlich geht.
Noch ein kleines Beispiel für die Macht von Kooperation: Die Büroarbeit wird in kleinen Teams gemeinsam an „Doku-Tagen“ erledigt. Ich kann mir vorstellen, dass allein das diesen Tätigkeiten ein wenig von ihrem Schrecken nimmt.
Kein Wunder, dass da die St. Gereon Seniorendienste kein Problem haben, Auszubildende zu finden. Wie man diese dort auswählt, darüber hatten wir schon vor Jahren bei MWonline geschrieben (Personalauswahl auf den Kopf gestellt).