INSPIRATION: Kann man aus den Fehlern anderer lernen? Sicher. Nur müssen diese dann auch bereit sein, über ihre Fehler zu sprechen. Das fällt uns aber offenbar gar nicht so leicht. Ein trickreiches Experiment zeigt den Effekt ziemlich anschaulich. Die Forscherinnen der Universität Chicago ließen ihren Probanden die Wahl zwischen drei digitalen Kästchen, dabei gab es zweimal etwas zu gewinnen (80 oder 40 Cent) und einmal etwas zu verlieren (minus einen Cent). Sie durften zwei der Kästchen öffnen, also gewannen sie immer. Wobei sie auch noch belogen wurden: Egal, wie ihre Wahl ausfiel, sie bekamen mitgeteilt, dass sie die Boxen mit den kleinsten Beiträgen gewählt hatten.
Das eigentliche Experiment aber bestand darin zu untersuchen, welche Infos sie weitergaben. Denn in der nächsten Runde fungierten sie als Coachs ihrer „Nachfolger“. Diesen sollten sie den Inhalt einer Box verraten. Da wäre es ja nur logisch gewesen, wenn diejenigen, die die 20 Cent und minus 1 Cent gewählt hatten, den Nachfolgern die Box mit minus 1 Cent verrieten, denn dann würden diese ja auf jeden Fall gewinnen. Aber genau das passierte nicht, selbst als man im Team spielte und das Ergebnis allen zugute kam. Die Spieler gaben lieber die Information mit dem Gewinn weiter, so dass die anderen dann wieder blind tippen mussten, in welcher Box wohl der andere Gewinn steckte.
Erfolge benennen
Zwei einfache Schlussfolgerungen lassen sich hieraus ziehen: Wir Menschen tendieren dazu, vor allem weiterzugeben, was funktioniert hat und verschweigen unsere Fehler und Pannen. Dabei können andere möglicherweise viel mehr aus den Pannen lernen. Die zweite lautet: Erfolge lassen sich leichter verarbeiten. Wenn wir etwas richtig gemacht haben, müssen wir es beim nächsten Mal einfach nur genauso machen. Was ja durchaus hilfreich ist, so lange die Rahmenbedingungen die gleichen sind. Wenn wir hingegen Fehler begehen, dann wissen wir ja noch lange nicht, was die bessere Alternative ist. Das heißt, wer aus Fehlern lernen will, muss nachdenken, ausprobieren, Neuland betreten.
Übrigens geht es in dem wiwo-Artikel (Schöner scheitern) um Start-up-Unternehmer, die gescheitert sind. Und wie so oft wird hier jemand vorgestellt, der daraus gelernt hat und beim zweiten Anlauf Millionen gemacht hat. Hier wird zwar erwähnt, dass niemand all die gescheiterten Gründer zählt, und dass über alle, die gar keinen Erfolg hatten, gar nicht berichtet wird. Aber bedeutet dass, diese haben gar nichts aus ihren Fehlern gelernt? Mag sein, dass sie aufgegeben haben statt genau nachzuschauen, was schief gelaufen ist. Vielleicht aber war ihre Erkenntnis, dass sie sich doch nicht zum Unternehmer eignen und sie sind lieber auf anderen Feldern aktiv geworden.