17. Juni 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Neuer Beifahrer

INSPIRATION: Einige Unternehmen scheinen immer noch schwer in Kauflaune zu sein. So soll Accenture seit Mitte 2023 über 10 Milliarden Dollar für mehr als 50 Firmen gezahlt haben (Hier geblieben!). Bei jeder Übernahme stehen die Personaler dann vor der großen Herausforderung, dafür zu sorgen, dass die Stützen des übernommenen Unternehmens nicht wegbrechen.

Ganz schlecht zum Beispiel, wenn kurz nach Bekanntgabe des Besitzerwechsel der neue Inhaber erst mal ein Teil der Belegschaft entlässt. Da muss man sich nicht wundern, wenn auch die dringend benötigten Experten sich zügig nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Das Dilemma der Personaler: Sie dürfen meist erst aktiv werden, wenn der Deal unter Dach und Fach ist, vorher darf nichts durchdringen. Was vor allem für börsennotierte Unternehmen gilt, Stichwort Insiderhandel.


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Das heißt, die Mitarbeitenden werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Wovon hängt es ab, dass sie bleiben? Von einer ganzen Reihe von Faktoren, sagen Experten. Ein ganz wichtiger: Damit sie den Deal im Nachhinein mittragen, braucht es eine gute Erzählung, und zwar eine, bei der nicht nur der alte Inhaber gewinnt, sondern alle. Vor allem der alte Geschäftsführer muss deutlich machen, warum der Schritt gut und richtig war, er muss voll und ganz dahinter stehen. So was klärt man natürlich im Vorfeld.

Keine falschen Versprechungen

Sodann ist es wichtig, dass der Käufer eine klare Ansage über die neue Ausrichtung und Strategie trifft und nicht der alte Chef. Dem nämlich wird in der Regel nicht mehr so richtig getraut. Apropos Vertrauen: Bitte nicht behaupten, es würde sich nichts ändern, denn das Versprechen lässt sich in den meisten Fällen nicht einhalten und wird ohnehin nicht geglaubt. Also mit offenen Karten spielen. Die Erzählung könnte z.B. so lauten, dass sich im Kontakt zu den Kunden nichts ändern wird, weil dieser sehr gut ist und man genau deshalb das Unternehmen erworben hat. Dass sich aber sehr wohl an den Prozessen und Abläufen etwas ändern wird, auch wenn das dauern kann.

Ein ganz entscheidender Faktor aber ist das Geld. Wer Top-Leute binden will, der wedelt mit den Scheinen, auch Retention-Boni genannt. Am besten gestaffelt über mehrere Jahre. Denn nach Bekanntgabe des Deals klopfen erfahrungsgemäß die Headhunter bei den begehrten Fachkräften an und locken auch mit Gehaltssteigerungen. Auch ein guter Motivator: Karriereaussichten. Diese sind nämlich in größeren Unternehmen meist besser, verbunden mit einem größeren Spektrum an Fortbildungsmöglichkeiten.

Noch ein Tipp der Fachleute: Wenn Sie den Eindruck haben, dass trotz einer guten Story der eine oder andere weiterhin zweifelt an dem persönlichen Nutzen, dann sollte man häufiger das Gespräch suchen – überhaupt ist regelmäßiger Austausch wichtig, sonst fühlen sich die Menschen allein gelassen. Ein gutes Motiv, sich eine neue Heimat zu suchen.

Zu guter Letzt: Am besten ist natürlich, wenn die alte Geschäftsführung am Steuer bleibt. Hier noch eine Metapher, die vielleicht funktioniert: Der neue Inhaber erklärt, dass man nicht vorhabe, den Fahrer auszutauschen, sondern das Gefährt einen neuen Beifahrer hat, der den Weg weist. Nun ja …

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Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

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