3. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Online-Rollentausch

PRAXIS: In jedem Team gibt es Konflikte – seien es sachliche oder persönliche Differenzen. Warum sollte das bei virtueller Zusammenarbeit anders sein? Hier kann die Art des Austausches sogar für mehr Missverständnisse sorgen. Eine Übung für einen erfahrenen Moderator für Probleme auf der zwischenmenschlichen Ebene ist der Rollentausch.

Die Autoren im Spezialheft „Virtuell weiterdenken“ der managerSeminare schlagen sie folgende Übung zwar auch Führungskräfte vor, aber das halte ich für keine gute Idee. Hier erst mal der Ablauf:


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Der Moderator bittet die Mitglieder eines Teams, sich für die Dauer der Übung vor der Kamera einmal genau so zu verhalten, wie sie die Mitglieder des anderen Teams erleben. Hierzu sucht man sich eine konkrete Arbeitssituation und lässt den Teams genügend Zeit, sich vorzubereiten, um sich zum Beispiel über die Kernmerkmale und typischen Reaktionen des anderen Teams auszutauschen.

Dann wird Team A gebeten, sich in der nächsten Phase eines Meetings wie vorbereitet zu verhalten und das Team B möglichst realistisch zu spielen. Das andere Team wird gebeten, in der Situation die Kameras auszuschalten, um durch Mimik und Gestik das „schauspielernde“ Team nicht zu beeinflussen. Zudem wird die Zeit begrenzt.

Auf diese Weise wird erreicht, dass die Mitglieder des anderen Teams zum einen erleben, wie sie wahrgenommen werden. Zum anderen bietet diese Erfahrung die Möglichkeit, das Erlebte zu reflektieren.

Auch wenn das in dem Beitrag (Streit online schlichten) nicht weiter ausgeführt wird, so wird sich Team B in der gleichen Zeit ebenfalls vorbereiten, das Verhalten des ersten Teams nachzuspielen. In einer zweiten Runde werden dann die Rollen getauscht und die Diskussion fortgesetzt. Am Ende tauscht man sich – unterstützt durch den Moderator – über die Erfahrungen aus.

Warum ich glaube, dass es hierzu einer gehörigen Portion Erfahrung in Konfliktmoderation bedarf? Wenn man sich auf einen solchen Rollentausch in einer Konfliktsituation einlässt, dann besteht meines Erachtens eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Führungskraft ihren Anteil an dem Konflikt hat. Unter diesen Umständen eine solche Übung zu moderieren, halte ich für extrem anspruchsvoll bis nahezu unmöglich für die Führungskraft. Das gilt übrigens auch für die anderen Tipps zum Umgang mit Konflikten im Rahmen der virtuellen Zusammenarbeit, einmal abgesehen von aufmerksam zuzuhören und offene Fragen zu stellen.

(Nach: Andreas Dolle / Ulrike Dolle: Streit online schlichten. managerSeminare Sonderheft „Virtuelle weterdenken“, 11/2021, S.20)

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