30. Juni 2025

Management auf den Punkt gebracht!

Remote only?

INSPIRATION: Während die einen Unternehmen ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro holen, setzen andere auf „Remote only“. Und lassen sich so einiges einfallen, um ihre Beschäftigten bei Laune zu halten. Das folgende Beispiel enthält Ideen, die den einen oder anderen Personaler schockieren könnten. So viel sei schon mal vorweggenommen: Hier handelt es sich um eine kleine Agentur mit 20 Mitarbeitenden, die Übertragbarkeit auf größere Unternehmen ist mehr als fraglich.

Aber vielleicht regt es an, bestehende Regelungen einmal zu überdenken, daher hier die Maßnahmen, die die Agentur YeaHR! sich leistet (Grenzenlose Freiheit). In 2024 hat man ein „Flex-Work-Modell“ eingeführt. Die Erfahrung aus der Corona-Zeit war, das alle am liebsten von zu Hause arbeiteten, also schloss man das zentrale Büro bis auf ein kleines Verwaltungsbüro. Zwar können die Beschäftigten auch heute noch Zeiten in einem Co-Working-Space buchen, aber das macht fast niemand.


Anzeige:

Die Arbeitswelt braucht agile Coachs, um Selbstorganisation, Innovation und neues Rollenverständnis zu implementieren. Die Neuerscheinung „Agiler Coach: Skills und Tools“ liefert für jeden agilen Coach eine beeindruckende Bandbreite an Grundlagen, Methoden und Werkzeugen für die Team- und Mitarbeiterentwicklung im agilen Arbeitsalltag. Zum Buch...


Vielleicht auch deshalb, weil man sein persönliches Budget lieber für andere Dinge einsetzen möchte? Das ist nämlich der Clou: Jeder hat bis zu 2.500 Euro pro Jahr zur Verfügung, um seine Arbeit den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Ausgeben können sie es über eine persönliche Debit-Karte. Wofür? Dazu gibt es klare Regelungen: Neben der Buchung von Co-Working-Spaces sind das Arbeitsmittel, die nicht vom Arbeitgeber gestellt werden (Laptop, PC, Schreibtisch und Bürostuhl werden gestellt), Buchung von Meeting-Spaces für Treffen mit Kunden oder Sport-Abo. Die Buchungen werden digital festgehalten.

Workation und Teamtage

Hinzu kommen weitere erstaunliche Möglichkeiten: Kostenfreie Teilnahme an einem mentalen Coaching-Programm, wobei bis zu drei Familienmitglieder sich psychologische Unterstützung holen können. Jeder kann bis zu einer Woche im Jahr mit mindestens einem Teammitglied von irgendeinem Ort der Welt aus arbeiten – gemeinsamer Arbeitsurlaub sozusagen. Das wurde nun noch erweitert, so dass es nun die Möglichkeit gibt, eine Woche pro Jahr zu einer Schwesteragentur in London, Madrid, Rotterdam, Budapest oder Helsinki zu reisen – das Budget deckt Reisekosten und Unterkunft ab. Wie häufig so etwas bisher genutzt wird, erfahren wir hier nicht.

Schließlich gibt es viermal im Jahr Teamtage, eine Mischung aus Freizeit und fachlichem Austausch. Dazu kommt, dass man die Arbeitszeit von 40 auf 36 Stunden reduziert hat – bei gleichem Gehalt, wobei jeder entscheiden kann, ob er diese Zeit in vier oder viereinhalb Tagen abarbeiten möchte. Und schließlich: Es gibt neben dem gesetzlichen Anspruch auf Urlaub für jeden die Möglichkeit, mehr Urlaub zu nehmen, das allerdings auf eigene Kosten.

Wundert es jemanden, dass die Agentur keine Probleme hat, neue Mitarbeiter zu finden? So viele Freiheiten sprechen sich rum. Wo ist da der Haken? Zwei werden angedeutet: Diese Rahmenbedingungen locken Menschen an, die es eher gemütlich angehen lassen möchten, also muss man schon genau hinschauen, wer die richtige Arbeitsmotivation mitbringt. Da würde es interessieren, welche Erfahrungen die Inhaber diesbezüglich gemacht haben.

Abstimmungsprobleme

Zum anderen sind die Abstimmungsprobleme offenbar größer als wenn alle vor Ort in einem Büro sitzen. Was dazu geführt hat, dass eine Führungsebene eingezogen wurde. Die soll wohl auch verhindern, dass die Beschäftigten im Homeoffice die Trennung zwischen Privatleben und Arbeit hinbekommen. Wie, das erfahren wir hier auch nicht.

Wer sich fragt, wie man das alles bezahlen will, der bekommt hier die Antwort, dass man zwar durch den Verzicht auf Büroräume Geld eingespart hat, aber insgesamt mehr ausgibt – so sind die gemeinsamen Teamtage kostspielig. Dennoch, so die Inhaber, lohne sich der Aufwand. Mal schauen, ob wir später noch einmal von dem Modell hören werden …

Teile diesen Beitrag:

Johannes Thönneßen

Dipl. Psychologe, Autor, Moderator, Mitglied eines genossenschaftlichen Wohnprojektes. Betreibt MWonline seit 1997. Schwerpunkt-Themen: Kommunikation, Führung und Personalentwicklung.

Alle Beiträge ansehen von Johannes Thönneßen →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert