PRAXIS: Bei inneren Konflikten spielen Glaubenssätze bzw. Imperative eine fatale Rolle. Die Weitung der Wahrnehmung (Introvision) ist eine Möglichkeit, diese Imperative zu löschen. Dazu muss zuerst der problematische Imperativ identifiziert werden, z.B. „Ich darf auf keinen Fall in der Prüfung versagen!“ oder „Ich darf mir keinen Fehler erlauben!“ oder „Ich muss dieses Projekt erfolgreich abschließen!“…
Solche Glaubenssätze gründen in der persönlichen Geschichte. Ihnen liegt die Befürchtung zugrunde: „Das oder jenes darf nicht passieren, sonst bin ich hilflos (helpless), wertlos (worthless) oder werde nicht geliebt (loveless).“ Um sie zu löschen, kann sich der Coach der Methode der Introvision bedienen. Diese basiert auf der Methode der Achtsamkeitstechnik. Hier nimmt man eine Haltung an, bei der man nur die eigenen Regungen, Gedanken, Gefühle und körperlichen Reaktionen beobachtet, ohne sie zu bewerten.
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Zur Einführung kann der Coach den Klienten bitten, sich ans Fenster zu stellen und eine Kreuzung zu beobachten. Zuerst soll er einem Fußgänger folgen, dann aber seine Aufmerksamkeit auf die ganze Kreuzung richten und beobachten, wie Menschen und Fahrzeuge diese betreten und wieder verlassen.
Die Weitung der Wahrnehmung wird nun auf die eigenen Gedanken angewendet. Der Klient wird mit dem Satz konfrontiert, der dem Imperativ entgegensteht: „Ich darf die Prüfung in den Sand setzen!“ Nun soll er einfach nur beschreiben, was passiert: „Jetzt kommt dieser Gedanke… jetzt merke ich Herzklopfen… jetzt meldet sich der Druck im Magen … jetzt taucht diese Erinnerung auf… jetzt lässt die Anspannung nach…“
Diese meditative Übung wird so lange wiederholt, bis der Gedanke keine negativen Reaktionen mehr auslöst.
(nach: Ulrich Dehner – Innere Blockaden durchbrechen. managerSeminare 6/2015, S. 30-34)