Es mag übertrieben klingen, aber besorgniserregend ist es dennoch: In einem neuen Buch (Dying for a Paycheck) erklärt Jeffrey Pfeffer, dass schlechte Arbeitsbedingungen inzwischen für ein vorzeitiges Ableben verantwortlich gemacht werden können. Und damit meint er nicht den Umgang mit gesundheitsgefährdenden Materialien, sondern lange Arbeitszeiten, zu wenig Kontrolle über das eigene Tun und mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Nun beziehen sich seine Zahlen auf die USA, danach geht er von jährlich 120.000 Todesfällen aus. Im Interview (Ein normaler Arbeitsplatz als Todesursache!) schlüsselt er die Zahlen weiter auf: 50.000 gehen auf das Konto der fehlenden Krankenversicherung (so gruselig das klingt: In den USA verbinden die Menschen eine gesetzliche Krankenversicherung mit Sozialismus, und das ist etwas ganz Schreckliches). Arbeitslosigkeit sorgt für 35.000 Tote, allgemeine Jobunsicherheit für 29.000 Fälle.
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Leider, so Pfeffer, sehen immer noch viele Unternehmen das Thema „Gesundheit“ vor allem unter Kostenaspekten, und „in vielen Unternehmen wird der Garten besser gepflegt als die Mitarbeiter.“ Der Professor provoziert gerne, aber mal angenommen, es stimmt, dass „die durchschnittliche Lebenserwartung der Amerikaner erstmals gesunken“ ist – was genau stimmt nicht an unserem Verhältnis zur Arbeit?
Stressfaktor Unsicherheit
Offenbar ist die wirtschaftliche Unsicherheit der größte Stressfaktor. In Zeiten, in denen auch bei uns immer mehr Menschen nur einen befristeten Job angeboten bekommen, dürfte das in der Tat ein wesentlicher Faktor sein. Wie können Menschen ihre Zukunft planen, zum Beispiel eine Familie, wenn sie nicht wissen, ob sie morgen noch Arbeit haben? Müssen wir lernen, mit dieser Unsicherheit besser umzugehen?
Auch ein Problem: In den schicken High-Tech-Firmen im Silicon Valley rackern sich die Menschen fast zu Tode, bis ein Projekt endlich fertig gestellt ist, dann wird ein neues Team zusammen gestellt. Pfeffer spricht von einer Wegwerf-Mentalität. Gute Frage im Interview: Warum tun sich die Menschen das an? Warum will jeder zu einer dieser angesagten Firmen gehören?
Antwort: „Prestige und Status„. Man will dazugehören. Dabei gibt es laut Pfeffer keinen Zusammenhang zwischen dem Image einer Firma und der Art und Weise, wie diese ihre Mitarbeiter behandeln. Wer darauf reinfällt, sollte lieber kündigen als seine Gesundheit zu riskieren. Und wenn das nicht geht, sich soziale Unterstützung durch Freunde suchen.
Und wie sieht es in Ihrer Firma aus? Heute bekam ich auf meine Frage: „Noch im Urlaub?“ die Antwort: „Ja, aber Montag muss ich wieder in diese Irrenanstalt.“ Bitter…