PRAXIS: Ein allzu vertrautes Phänomen: Wir jammern, weil vieles nicht so läuft, wie wir das gerne hätten. Wir beschuldigen andere, die für unser Unglück verantwortlich sind. Und wir wünschen uns, dass wieder andere einspringen, um uns von unserem Elend zu erretten. Unschwer zu erkennen, dass hier das Modell des Drama-Dreiecks Pate steht.
Auf ein Team bezogen: Wenn Sie feststellen, dass die Klagen zunehmen, wie schlimm die Situation ist, was alles nicht funktioniert, wie überlastet jeder ist, dann sind das Äußerungen aus der Opfer-Rolle heraus.
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Wenn Anschuldigungen vorherrschen, dass das Management mal wieder nur Unsinn entscheidet, dass die Leitung nichts im Griff hat, dass die Kollegen auf Kosten der anderen eine ruhige Kugel schieben, dass andere Teams ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, dann liegt der Fokus offenbar auf der Täterrolle – Angriff ist angesagt.
Und wenn Äußerungen wie: „Von denen kann man ohnehin nichts erwarten, da müssen wir selbst ran“; oder: „Dann müssen wir eben mal richtig ranklotzen und die Sache selbst regeln“; und auch klassisch: „Alles muss man eben selbst machen!“; dann sind wir im Retter-Modus.
Alle drei Haltungen ändern nicht wirklich etwas an der Situation, der aktuelle Zustand wird aufrecht erhalten. Also was tun? Drei vitale Fragen stellen, empfiehlt Holger Heinze (Drama ade). Er nennt das die 3VQ-Methode – sie kann sowohl im Einzelgespräch als auch für Teams als Workshop-Leitfaden zum Einsatz kommen.
Drei Fragen
- Wo liegt mein Fokus?
- Wie trete ich in Beziehung?
- Welche Maßnahmen ergreife ich?
Zum Einstieg erläutert der Coach / Moderator das Modell des Drama-Dreiecks. Wichtig: Es wird deutlich gemacht, dass es sich bei den drei Rollen nicht um Persönlichkeitseigentypen oder starre Eigenschaften handelt, sondern nur „um momentane Positionen in sozialen Dynamiken“. Dann geht es um die erste Frage: Wo liegt mein oder unser Fokus? Womit beschäftigen wir uns vor allem: Mit Problemen und Schwierigkeiten oder mit gewünschten Ergebnissen? Sodann wird darüber gesprochen, was erreicht werden soll und was dafür getan werden wird.
Anschließend geht es um die zweite Frage: Wie trete ich oder wir in Beziehung? Es geht darum, wie vor allem auf Schwierigkeiten reagiert wird, in welche Rolle häufig geschlüpft wird? Empfinden wir uns als Opfer der Situation, anderer Beteiligter? Oder suchen wir vor allem nach Schuldigen, klagen an und machen andere verantwortlich, agieren also als Verfolger? Oder sehen wir alle Verantwortung bei uns, d.h. nur wir selbst sind in der Lage, die „Welt zu retten“? Auch wichtig: Können wir nicht „Gegen-Rollen“ einnehmen: Statt Opfer lieber Gestalter, statt Verfolger lieber Herausforderer, statt Retter lieber Coach sein?
Und schließlich Frage 3: Der Klassiker – welche konkreten Schritte wollen wir unternehmen? Das sollten Schritte sein, zu den alle beitragen können. Es geht hier nicht um komplexe und aufwändige Aktionen, sondern vor allem um kleine Schritte (Baby Steps). Interessanter Hinweis: Führungskräfte sollten an dieser Stelle aufpassen, nicht vorschnell mit Lösungen um die Ecke zu kommen, dann sind sie im Nu in der Retterrolle und befeuern das Drama-Dreieck.
Lösungsorientierung
„Durch die regelmäßige Anwendung der 3VQ-Methode entwickelt sich eine Kultur des Empowerments, in der Teammitglieder lernen, selbstverantwortlich zu agieren und sich aktiv an der Lösungsfindung zu beteiligen.“
Erinnert stark an andere Formen des lösungsorientierten Arbeitens, zuletzt von uns auch in einem Buch gefunden und vorgestellt (Praxisbeispiele für Team-Coachings), wobei hier ein bekanntes Modell zur Strukturierung herangezogen wird. Dabei könnte die Gefahr drohen, dass Menschen, die nicht gewohnt sind, mit solchen Modellen aus der Psychologie zu arbeiten, die Rollen persönlich nehmen und eher mit Abwehr reagieren.