INSPIRATION: Im Alter wird man gelassener. Vielleicht auch ein wenig weiser. Blickt zurück auf eine Menge Erfahrung und kann hin und wieder amüsiert den Kopf schütteln, wenn die Jugend mit „neuen“ Ideen daherkommt. Nach dem Motto: „Haben wir doch auch alles schon mal probiert!“
Während das Leben der Jungen in Bewegung ist, sich sowohl beruflich als auch privat in ständiger Veränderung befindet, von Zukunftswünschen und -erwartungen bestimmt ist, wird das Leben im Alter beschaulicher. Man rechnet sich aus, wie lange man noch Geld verdienen muss, ob die Rente auch schon vor dem eigentlichen Renteneintritt reicht. Plant, die Früchte seines Wirkens zu ernten, möchte das, was man sich erarbeitet hat, bewahren.
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Es kehrt Ruhe ein, der Alltag wird von Ritualen bestimmt, Veränderungen sind unerwünscht. Man „genießt mehr Me-Time, mehr Auszeit, mehr Reisen. Aber wenn man ehrlich ist, wird die eigene Welt nun wieder kleiner.“ (In Würde ergrauen? Bloß nicht!). All das war lange Zeit kein Problem. Die Alten machten Platz für die Jugend, „mahnten an der richtigen Stelle, sie waren ein Quell der Erfahrung“. Auf die manchmal gehört wurde, manchmal eben auch nicht. Zum Glück, denn wie sollte sonst Fortschritt geschehen?
Gang zurückschalten?
Aber zu jenen Zeiten waren die Alten in der Minderheit, heute bilden sie die Mehrheit. Noch ein schöner Satz von Carsten Lotz: „Wenn alle einen Gang zurückschalten, wird das gesamte Feld langsamer.“ Wenn die Mehrheit unbedingt den Status quo halten möchte, dann blockiert sie Veränderung. Was bei den Jungen zu Frust führen muss. Und zu dem Eindruck, dass die Alten nach dem Motto leben: „Nach uns die Sintflut“? Kein Wunder, wenn das auch zur Radikalisierung beiträgt.
So reizvoll es auch ist, mit Mitte 60 die Füße hochzulegen und das Leben zu genießen – Carsten Lotz hat Recht: Wenn wir nicht wollen, dass unsere Gesellschaft zu einer großen Seniorenresidenz wird, dann müssen wir uns von der Vorstellung der Entschleunigung verabschieden. Und von der Idee, mit 60 könne man sich getrost zurückziehen.
Was ist die Alternative? Sich damit anfreunden, dass man die Hälfte seines Lebens noch vor sich hat. Dass man neue Rituale lernen kann, vielleicht sogar noch einen neuen Beruf. Vor allem aber: Dass man sich um andere kümmert. Sich engagiert. Mit anderen Worten: Anders altern, als unsere Vorfahren es gewohnt waren.
Ich habe beim Lesen des Essays in der Wirtschaftswoche gemerkt, wie sehr mich diese Gedanken beschäftigen. Und wie sehr ich mich aufraffen muss, mich nicht den Ritualen und Gewohnheiten hinzugeben, die sich immer mehr einspielen. Anders zu altern ist in der Tat eine enorme Herausforderung.