2. Juli 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Caring Company

KRITIK: Lange vorbei sind die Zeiten, in denen große Unternehmen für ihre Mitarbeiter bezahlbaren Wohnraum schafften. Irgendwann kam die Idee der Konzentration auf das Kerngeschäft, vorbei war es mit der Fürsorge. Aber siehe da: Die Werkswohnungen erleben eine Renaissance. Und nicht nur sie. Weil die begehrten Fachkräfte rar werden, suchen die Unternehmen nach Möglichkeiten, diese anzulocken und zu binden. Dabei verfällt man auf Ideen, die nicht so wirklich neu sind (Corporate Kamelle).

Werkswohnungen: Gerade in Ballungszentren ist Wohnraum teuer. Wohl dem, dessen Firma über eigene Wohnungen verfügt. Wenn die Miete mindestens zwei Drittel der üblichen Miete beträgt, soll die Differenz nicht mal als geldwerter Vorteil zu versteuern sein. Risiko für den Arbeitnehmer: Im Falle einer Kündigung muss er in der Regel auch ausziehen, die genauen Kündigungsfristen hängen von der Art des Vertrages ab.

Extra-Elternzeit: Auch das freut die Familie: Einige Unternehmen bieten jungen Eltern zusätzliche Freizeit an, so dass sie z.B. ohne Gehaltseinbußen eine Weile kürzer treten können (SAP). Oder gar einige Monate bei vollem Gehalt ganz zu Hause bleiben können. Wobei man auch genau auf die Bedingungen schauen muss, davon können nämlich dann staatliche Zuschüsse betroffen sein.

Betriebskita: Auch die gab es schon vor langer Zeit, auch sie fielen dem „Kerngeschäft“ zum Opfer. Heute leisten sich einige Unternehmen diesen Luxus wieder, wobei die Betreuungszeiten sogar an die Arbeitszeiten angepasst werden. Einige reservieren auch bei Einrichtungen anderer Träger ein Kontingent an Plätzen für ihre Mitarbeiter. Knifflig dabei: Im Falle einer Kündigung kann der Platz für das Kind auch weg sein, da muss man sich den Vertrag genauer anschauen. Als geldwerter Vorteil muss der Kitaplatz nicht versteuert werden.

Pflege: Ein aktuelles Thema, das an Bedeutung zunehmen wird. Immer mehr Arbeitnehmer müssen sich um ihre pflegebedürftigen Eltern oder andere Angehörige kümmern, die Belastung ist meist enorm. Unternehmen wie Porsche haben dafür großzügige Regelungen: Flexible Arbeitszeiten, sogar finanzielle Hilfen und eine Freistellung für bis zu drei Monaten mit 75% des Bruttogehaltes. Andere zahlen Zuschüsse zum Pflegeplatz in einer Tagespflegestätte (Brose) für den Fall, dass die private Pflege mal ausfällt. Dafür kooperieren die Arbeitgeber mit Trägern vor Ort, unternehmenseigene Pflegeeinrichtungen sind bisher nicht bekannt.

Aber wer weiß – vielleicht kommt das auch noch und verschwindet wieder, wenn die Nachfrage nach Fachkräften nachlässt. Am Ende sind zumindest die Konzerne eben doch kühl kalkulierende Organisationen, die mit der Zeit gehen und das mit der „Caring Company“ vor allem als clevere Personalmarketingmaßnahme begreifen.

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