PRAXIS: Haben Sie ein Karriereziel für dieses Jahr formuliert? Wenn nicht – gut so! Sie haben gar kein Ziel im Blick? Nicht gut. Sie sollten sich über das, was Sie in den nächsten fünf Jahren erreichen wollen, Gedanken machen. Auch wenn das nach Planwirtschaft klingt: Wer sich langfristige Ziele setzt, hat bessere Chancen, diese zu erreichen. Warum das so ist, erklärt eine Autorin im Harvard Business Manager (Das nächste Level).
Mittelfristige Ziele taugen nichts, weil man zum Erreichen von übergeordneten Karriereziele Fähigkeiten und Erfahrungen erwerben muss, was nicht in einem Jahr zu machen ist. Außerdem kann es schnell entmutigen, wenn man bald feststellt, dass es doch nicht so schnell klappt. Und schließlich können unerwartete Dinge passieren, die den Plan durchkreuzen. Dann ist das Jahr rum und man ist kein bisschen weitergekommen.
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Fünf-Jahresziele hingegen geben uns mehr Flexibilität. Wenn etwas dazwischen kommt, können wir reagieren, wir haben Zeit, Probleme anzugehen und wir können Dinge nach und nach beiseite lassen, die im alltägliche Kleinklein zunächst wichtig erscheinen, uns aber wenig in Richtung unseres großen Zieles voranbringen. Vor allem aber: Das Fünf-Jahresziel erlaubt es uns, die aktuellen Herausforderungen anzugehen, sie gelassener zu nehmen, weil wir das große Ganze im Blick haben.
Einverstanden? Klingt sinnvoll, finde ich. Und habe damit auch gute Erfahrungen gemacht. Aber wie geht das praktisch? Jetzt wird es arg amerikanisch. Erst sich mit seinen Neigungen und Fähigkeiten beschäftigen (Was begeistert mich? Was kann ich?) und sie schriftlich festhalten. Dann von anderen Feedback einholen (Was sollte ich weiterentwickeln, um mein Ziel zu erreichen? Welche Fähigkeit fehlt mir, um die nächste Karrierestufe zu erreichen?), dann den Entwicklungsplan visualieren. Und der sieht tatsächlich aus wie ein GANTT-Diagramm. Etwas arg altmodisch in Zeiten der Agilität.
Der letzte Tipp: Wiederholen Sie alles regelmäßig. So ein Fünf-Jahresplan ist nicht in Stein gemeißelt. Sie sollten ihn immer wieder hervorholen und prüfen, wo Sie stehen und ob er auch noch zu aktuellen Situation passt. Ganz wichtig: Fühlt es sich noch gut? Inspiriert Sie das Ziel noch?
Das Leben als Projekt?
Ich bin ein Freund von solchen langfristigen Zielen, einfach weil sie eine Richtung vorgeben. Ungefähr so, als ob man los wandert und in sechs Monaten in Rom ankommen möchte. Der eine plant jede einzelne Unterkunft und hat richtig Stress, weil er sie pünktlich erreichen muss. Ich kenne Menschen, die ihr (Berufs-)Leben tatsächlich wie ein Projekt aufzuziehen versuchen. Und dann kommt das Leben und gibt eine völlig neue Richtung vor. Rückblickend erscheinen dann die ganze Planung und die vielen Mühen vergeblich.
Der andere entscheidet täglich neu, wie weit er kommen will. Hauptsache, die Richtung stimmt. Wenn dann das Unerwartete geschieht, ist vielleicht auch das große Ziel passé, aber zumindest hat man nicht zig Etappen umsonst geplant.
Will sagen: Mir liegt es mehr, vom Ziel ausgehend rückwärts zu planen. Wenn ich in fünf Jahren dort stehen möchte, dann sollte in in drei Jahren an Punkt x angekommen sein, in einem Jahr an Punkt y und in einem Monat an Punkt z. Und dann lege ich die Schritte bis Punkt z fest, anschließend – und den Punkt finde ich wirklich wichtig – überprüfe ich, ob der Rest noch passt.
Ach ja, noch etwas, das mich verwundert, aber implizit vielleicht enthalten ist: Man sollte bei der Einstiegsreflexion nicht nur über Neigungen, Fähigkeiten und Erfahrungen nachdenken, sondern vor allem über Werte. Bedeutet mir Karriere im klassischen Sinn wirklich so viel? Was zählt für mich eigentlich im (Berufs-)Leben? Wer sich hiermit auseinandersetzt (z.B. mit der Paarvergleichsmatrix), ist ein wenig mehr davor geschützt, auf halbem Weg die Sinnlosigkeit seines Unterfangens zu erkennen.